Der zensurierte Bericht über Silvia Stantejsky ...

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... mit vielen geschwärzten Seiten.

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Windschiefe Transaktionen Stantejskys begannen schon in seiner Ära: Klaus Bachler (in einer Aufnahme aus dem Jahr 2008).

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Wien - In der Aufsichtsratssitzung am 19. März soll über die Sparmaßnahmen entschieden werden, die notwendig sind, um das Budget des Burgtheaters zu sanieren. Das verlangt Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ). Ihm sei es einerlei, wie man das Defizit ausgleicht, er werde die Entscheidungen des Aufsichtsrats mittragen.

Auf Druck von Ostermayer (und nach dem Okay des Verfassungsdienstes) wurde nun der forensische Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zur "Causa Silvia Stantejsky" ins Netz gestellt. Er trägt - aus welchem Grund auch immer - den Titel "Projekt Sopran". Auf der Homepage der Bundestheaterholding wurde aber nicht der komplette Bericht veröffentlicht: Das Personenverzeichnis und weitere Anlagen behielt man zurück.

Zudem schwärzte man neben allen Namen und Produktionen auch zehn komplette Seiten, auf denen die "Liquiditätssituation" der gefeuerten Vizedirektorin des Burgtheaters dargestellt wird. Stantejsky soll, so ist in der nicht zensierten Version zu lesen, "wiederholt Probleme mit der Deckung ihrer Banknoten" gehabt haben.

Die 97 Seiten bringen gegenüber der bekannten Zusammenfassung kaum neue Erkenntnisse: Die Prüfer erklären die "kreative" Buchführung, darunter Stantejskys "Loch-auf-Loch-zu-Taktik", anhand einer Vielzahl von Fällen. Mehrfach wird erwähnt, dass die Vorgangsweise, Honorare bar auszuzahlen, die Gefahr barg, "dass die Burgtheater GmbH zur Abgabenhinterziehung" beitrug.

Stantejskys Arbeitsweise

Von einer Steuerschuld in der Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist dem Bericht allerdings nichts zu entnehmen. Es wird auch nicht erklärt, wie es zu einem Defizit in der Höhe von 2,7 Millionen Euro kam, für das man Stantejsky verantwortlich macht. Die Prüfer beschränken sich ausschließlich darauf, Stantejskys Arbeitsweise zu beschreiben - sehr ausführlich und zum Teil durchaus mit Genuss. Der Paradefall sah folgendermaßen aus: Die ehemalige Geschäftsführerin teilte dem Künstler mit, in welcher Höhe und mit welcher Begründung er eine Honorarnote ausfüllen sollte; dann nahm sie diese in Empfang und bestätigte deren Richtigkeit; zu guter Letzt genehmigte sie die Freigabe.

Eine zentrale Neuigkeit aber birgt der Bericht schon: Stantejsky begann mit ihrer "kreativen" Buchführung nicht erst 2009, als sie zur kaufmännischen Direktorin bestellt wurde. Denn die Prüfer erwähnen auch eigenartige Begebenheiten aus den Jahren 2004, 2006 und 2007. Damals war Stantejsky die Stellvertreterin von Geschäftsführer Thomas Drozda, der 2009 als Generaldirektor zu den Vereinigten Bühnen Wien wechselte. Und Burgtheaterdirektor war in jener Zeit Klaus Bachler.

Drozda reagierte bereits: "Es gab unter meiner Direktion klare Zuständigkeiten und Verantwortungen mit funktionierenden Abteilungen für Controlling, Rechnungswesen und Personal - und gegenseitigen Kontrollmechanismen." Die im Bericht als Grundübel dargestellte Zentralisierung in einer Hand hätte es damals nicht gegeben. Drozdas Nervosität ist verständlich: Ostermayer gab ein Gutachten in Auftrag, das die Mitverantwortung an der gegenwärtigen Situation klären soll. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 5.3.2014)