Lange Jahre kannten die Kinogeher den Schauspieler Christian Bale als einen eleganten, schmalgepickten Herrn, der problemlos in das larvenartig enge Batman-Kostüm schlüpfen konnte. Welch Überraschung also, wenn Bale in seinem neuesten Film American Hustle gleich in der ersten Viertelstunde aus seinem geöffneten Hawaiihemd eine Fettwamme an die Frischluft entlässt, wie man sie selbst in den Wiener Freibädern nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Mindere Mimen als Bale verkleiden sich gelegentlich mit Sonnenbrillen, Perücken oder falschen Bärten. Sich aber zum höheren Ruhm einer Rolle einen bombastischen Backhendlfriedhof anzuspachteln, das tun nur die Besten der Zunft. Dazu zählen etwa die auf die Darstellung speckiger Thirtysomethings spezialisierte Renée Zellweger (Bridget Jones) oder Robert De Niro, der gerne bis zum Bersten ausgefressene Boxer gibt (Wie ein wilder Stier).

Die professionelle Fettsackdarstellung (PFSD) ist der Höhepunkt jeder seriösen Hollywoodkarriere. Der Weg von der Bohnenstange zur Dampfnudel ist aber hart und steinig, und je nach gewünschter Gewichtszunahme dauert die Vorbereitung auf eine PFSD vier bis sechs Wochen. Die meisten Hollywoodstars lassen sich dabei von einem Anfress-Coach unterstützen.

Ein guter Anfress-Coach bringt berufliche Vorerfahrung aus der Viehmast mit und verfügt über eine intime Kenntnis der Zusammenhänge zwischen Nahrungsaufnahme und Fettverteilungsmustern. Daher kann er auch maßgeschneiderte Diätprogramme ("Schwammerl", "Posaunenengel", "Vietnamesisches Hängebauchschwein" etc.) anbieten.

Typische Zutaten einer PFDS-Diät: in Olivenöl herausgebackene Butterbrote mit reichhaltigem Doppelrahmbelag, Grammelknödel, Nährbier, literweise Süßgetränke, klassische Dickmacher der US-Küche (Vierfachburger, Salamipizza), aber auch einschlägige Schmankerln aus Österreich (Bauernschmaus, gebackener Emmentaler mit Sauce Tartare). Während einer PFSD-Diät gilt ausnahmslos das Motto "Gegessen wird, was auf den Tisch kommt".

Was zur Würdigung dieser wampensprengenden Mühen noch fehlt, wäre ein Academy Award für die fetteste Schauspielleistung des Vorjahres. Natürlich müsste die entsprechende Statue doppelt so adipös sein wie der Normal-Oscar. (Christoph Winder, DER STANDARD, 8./9.3.2014)