Maria Vassilakou kann durchatmen.

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Wien - Das Ergebnis der Anrainerbefragung über die Zukunft der Mariahilfer Straße ist offiziell: 53,2 Prozent (17.630 Personen) stimmten für die Verkehrsberuhigung, 46,8 Prozent (15.307 Personen) dagegen. Der Unterschied beträgt 2.323 Stimmen. Insgesamt wurden mehr als 31.000 Kuverts abgegeben. Auch Radfahren soll in der Fußgängerzone erlaubt bleiben, zusätzlich sollen Querungen kommen.

Von jenen Bezirksbewohnern, die für die Verkehrsberuhigung waren, befürworteten 9.459 (55,9 Prozent) bei der ersten Unterfrage die Öffnung von Querungen, 7.453 (44,1 Prozent) waren dagegen. Bei der zweiten Unterfrage sprachen sich 9.125 (52,9 Prozent) Personen für das Radfahren in der Fußgängerzone aus und 8.128 (47,1 Prozent) dagegen.

Von allen retournierten Fragebögen wurden 185 als ungültig gewertet, da keine eindeutige Prioritätensetzung zu erkennen war.

Vassilakou: "Wie Weihnachten und Ostern zugleich"

Vassilakou zeigte sich in einer ersten Reaktion überwältigt: "Ich habe an dieser Stelle nicht allzu viel zu sagen. Ich kann keine Worte finden, um Danke zu sagen." Das Ergebnis sei für sie "wie Weihnachten und Ostern zugleich". Sie zeigte sich erfreut über die hohe Wahlbeteiligung und lobte die Anrainer für ihre "unglaubliche Reife, die hier an den Tag gelegt wurde." Kritiker und den Handel lud sie ein, gemeinsam die Details zum Umbau zu fixieren, der bereits Mitte Mai starten soll. "Mir ist wichtig auch die Anliegen der heute Enttäuschten ins Projekt zu integrieren."

Auch die anderen Parteien sollen laut Vassilakou einbezogen werden: "Ich hoffe auf einen gemeinsamen Weg in der Wiener Politik." Die Grünen-Chefin im Bund, Eva Glawischnig, gratulierte Vassilakou. Das Ergebnis sei "ein starkes Zeichen dafür, dass Verkehrsberuhigung in Wien ein Weg der Zukunft ist".

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) gratulierte via SMS. In Sachen Radler plädierte Häupl, der im Vorfeld des Votums gegen Radfahren in der Fuzo ausgesprochen hatte, für Sicherheitsmaßnahmen, um ältere Menschen und Kinder zu schützen.

Kaufmann: "Mehr Lebensqualität"

Von der SPÖ äußerte sich als erste die Bezirksvorsteherin des sechsten Bezirks, Renate Kaufmann: "Es wird niemanden überraschen, dass ich mich sehr über das Ergebnis freue. Seit zwölf Jahren fordere ich eine verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße. Jetzt haben wir von den Bürgern die Legitimation dafür bekommen und werden mit der Neugestaltung den Menschen ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben. Auch die Kaufleute werden profitieren. Die neue Mariahilfer Straße wird wirtschaftlich erblühen."

Auch Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer und bisher Kritikerin des Projekts, reagierte in einer Aussendung positiv auf das Ergebnis, die Forderungen der Unternehmer seien bestätigt worden: "Es ist erfreulich, dass die Anrainer die Forderungen der Unternehmer nach Querungen unterstützen und nunmehr sichergestellt ist, dass es wieder Verbindungen zwischen den beiden Bezirken geben wird."

FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus befand in einer Aussendung, das Ergebnis sei aufgrund seiner "skandalösen Umstände" ein "Verbrechen an der direkten Demokratie". "Die verfassungsrechtlich im luftleeren Raum schwebende und auf keinerlei festgeschriebenem Regelwerk basierende Karikatur einer Bürgerbefragung hat durch enorme Kosten für Durchführung und Bewerbung, Suggestivfragen mit dubiosen Auswertungsmethoden sowie eine willkürlich vorgenommene Auswahl des Befragtenkreises der direkten Demokratie in unserer Stadt massiv geschadet", beklagte er.

ÖVP: Alle ins Boot holen

"Die ÖVP Wien hat von Anbeginn der Diskussion an eine grundsätzliche Befragung gefordert und gegen den anfänglichen Widerstand von Rot-Grün auch durchgesetzt", betonte hingegen Wiens ÖVP-Landesobmann Manfred Juraczka. Während die Mehrheit der Geschäftsleute für die "alte" Mariahilfer Straße votiert habe, hätten sich die Anrainer mehrheitlich für die Fußgängerzone entschieden. Es liege daher nun an der Vizebürgermeisterin, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen.

#mahü Twitter-Thema Nummer eins

Die Mariahilfer Straße hat am Freitag nicht nur die Auszähler der Umfrage im Amtshaus Wien-Neubau beschäftigt, sondern auch die Sozialen Netzwerke: Auf Twitter war "#mahü" laut dem Datenauswerter "Trendsmap" das am meisten besprochene Thema Österreichs. Die Diskussionen drehten sich dabei nicht nur um die Verkehrsberuhigung, sondern auch um den Modus der Auszählung und mögliche Trends.

Die Wahlbeteiligung lag bei 68,1 Prozent. Damit ist die Beteiligung höher als bei den Wiener Volksbefragungen 2010 und 2013 und bei der Europawahl 2009 in Wien. Die Umfrage zur Umgestaltung der Mariahilfer Straße schlug sogar die letzte Wien-Wahl 2010: Damals gaben 67,63 Prozent aller Wiener ihre Stimme ab. (cmi, rwh, derStandard.at, 7.3.2014)