Bis zuletzt traute sich niemand einen eindeutigen Tipp abzugeben. Würden die Bewohner des sechsten und siebten Bezirks in Wien die Verkehrsberuhigung auf der Mariahilfer Straße befürworten oder nicht? Nicht nur die Parteipolitik schlachtete das Thema aus. Ähnlich wie bei Gesprächen über das Wetter hatte jeder eine Meinung abzugeben und seine Erfahrungen mit der seit Beginn der Probephase im August 2013 ganz so ungewohnten Mariahilfer Straße zu teilen.

Mit dem Ergebnis pro Verkehrsberuhigung wurde nun Klarheit geschaffen. Das, wofür die Grünen verbissen gekämpft hatten, soll nun also Realität werden. Die Truppe rund um Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou war in den letzten Monaten stark unter Beschuss geraten. Zu viele Pannen waren passiert: die Troubles mit dem 13A, dann die Kritik an den Radfahrern, und schließlich der Vorwurf, zu wenig über das Projekt informiert zu haben. Auch hatte man stets das Gefühl, dass der Haussegen in der rot-grünen Stadtregierung schief hängt. Oder darüber hinaus: Dass die SPÖ - in ihren Reihen waren keineswegs alle für die Fußgänger- und Begegnungszone - den kleinen Koalitionspartner mit Genuss anrennen lässt.

Doch all jene, die hofften, dass nun endgültig Ruhe einkehrt und alle Diskussionen vom Tisch sind, müssen vertröstet werden. Bei aller Euphorie, die am Freitag herrschte: die nun in wenigen Wochen startenden Umbauarbeiten sollen bis zu zwei Jahre dauern. Projektgegner wird es auch weiterhin geben, immerhin stimmten 46,8 Prozent der Anrainer mit Nein ab. Sie werden auch in Zukunft keine Gelegenheit auslassen, den Grünen chaotische Planung vorzuwerfen. Wenn die Partei bei den Wien-Wahlen, die planmäßig im Herbst 2015 stattfinden werden, wieder eine Chance haben und das Ergebnis vom letzten Mal erreichen will, gilt es, jetzt neue Akzente zu setzen, auch in Bereichen abseits der Verkehrspolitik. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 7.3.2014)