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Lernen in Zeiten des WWW - der gesamte Lernstoff passt auf einen USB-Stick.

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Frag nach bei Prof. Google

Sarah Lehner (17)

Nach dem normalen Schulbetrieb noch die Nachmittage in der Bibliothek verbringen? Die Zeiten sind längst vorbei. Um ehrlich zu sein, haben die meisten Schüler keinen blassen Schimmer mehr, wie es ist, wenn für Referate oder Hausarbeiten das Internet einmal nicht zur Verfügung steht.

"Professor Google" hilft einem meist schnell und zuverlässig. Binnen Hundertstelsekunden spuckt er tausende Ergebnisse aus, zwischen denen man wählen kann. Meist ganz oben: die Wikipedia-Einträge.

Auf den Seiten verschiedenster Institute, Universitäten oder Lernhilfen bekommt man zuverlässig alle relevanten Informationen. Dafür hätte man früher wohl mindestens zehn Bücher durchstöbern müssen.

Am Ende landet man aber auch im Internet oft bei den Buchtipps für eine weiterführende Lektüre. Und die borge ich mir manchmal nach wie vor noch gerne aus - wenn ich die Zeit dafür finde.

Zettelchaos ade!

Philipp Koch (18)

"Nehmt bitte einen Zettel heraus", fordern meine Lehrerinnen und Lehrer. "Sicher nicht", entgegne ich in Gedanken - und zücke stattdessen lässig mein Netbook. Keine verschmierte Tinte mehr, keine nachträglichen Entzifferungsversuche der eigenen Sauklaue, und auch die Zeiten, in denen man seinen Sitznachbarn verlegen nach Stift und Papier fragen musste, sind für mich endgültig vorbei.

In meiner Klasse bin ich einer von drei Schülern, die sich vor rund zwei Jahren bewusst dafür entschieden haben, nur noch auf dem Computer mitzuschreiben. Das Zettelchaos hat dadurch ein Ende, denn der komplette Lernstoff von mehreren Jahren findet auf einem winzigen USB-Stick Platz. Und wenn ich einmal krank bin, landen die Mitschriften des gesamten Tages nur wenige Minuten nach Schulschluss gesammelt in meinem E-Mail-Postfach.

Doch ganz können wir uns dann doch nicht ums Papier herummogeln, denn für Schularbeiten muss der Computer ausgeschaltet bleiben. Traurig, aber wahr: Handschriftliches Schreiben ist erschreckend schnell verlernt.

Sogar die Ausdauer lässt nach: Dreistündige Deutsch-Schularbeiten werden zur Folter des Handgelenks. Die schwindende Muskelkraft lässt die Buchstaben schon bald einem abstrakten Kunstwerk ähneln. Bis dato konnten meine Lehrer meine Klaue noch dechiffrieren. Bei der nächsten Generation werden sie es schwerer haben. (SchülerDER STANDARD, 8.3.2014)