Wien/Washington - Der von Gasprom angekündigte Gaslieferstopp für die Ukraine alarmiert auch die früheren Bruderstaaten Russlands, die EU-Reformländer im Osten. Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei haben nun den US-Kongress angerufen, um eine Lockerung ihrer Exportlimits zu erwirken.

In einem - insbesondere seit ihrem EU-Beitritt - unüblichen Schritt haben die vier Länder über ihre Botschafter Depeschen an die Gesetzgeber in Senat und Repräsentantenhaus schicken lassen. Sie werben darin um Unterstützung bei Genehmigungen für den Export von Schiefergas (LNG) nach Europa, berichtet Financial Times unter Berufung auf das Schreiben an US-Senator Harry Reid, den Mehrheitsführer im Senat, und den Sprecher der Mehrheitsfraktion, John Boehner. "US natural Gas wäre sehr willkommen in Zentral- und Osteuropa. Die Unterstützung des Kongresses bei LNG-Exporten an Alliierte der USA käme in einer für die gesamte Region sehr wichtigen Zeit", so der Appell der Nato-Mitglieder und Nachbarländer der Ukraine.

Aktuell verkaufen US-Schiefergasförderer kein LHG-Gas nach Europa und der Kongress hat auch keine direkte Kontrolle über Export-Genehmigungen. Zuständig dafür ist - offenbar zum Leidwesen der Botschafter - das Energieministerium. Energiesicherheit sei nicht nur für die Bürger entscheidend, sondern überhaupt eine der wichtigsten Herausforderungen für die Bündnispartner der Amerikaner in dieser Region, heißt es in dem vor dem Wochenende publizierten Schreiben.

Rasche Hilfe ist nicht in Sicht. Denn technisch ist ein US-Export von LNG gar nicht möglich. Der erste Exportterminal soll frühesten im zweiten Halbjahr 2015 fertiggestellt sein. Allerdings könnten Exportfreiheiten hilfreich sein - zumindest als Signal an Russlands Präsidenten Wladimir Putin, dass die USA ihre Verbündeten nicht im Stich lassen. (ung, DER STANDARD, 10.3.2014)