Die Teilnahme am Solar Decathlon in Los Angeles war für Rainer Czetina, MSc in vielerlei Hinsicht erfolgreich: In diesen Tagen beginnt der Absolvent der FH Technikum Wien seinen neuen Job, bei einem Unternehmen, das er während des Projekts kennengelernt hat

Foto: lisi, solar decathlon team Austria

In wenigen Wochen wird LISI in der Blauen Lagune für die Allgemeinheit zu besichtigen sein und eine Reise hinter sich haben, die am Weißensee in Kärnten begann, über Irvine in California führte und nun im Süden Wiens endet. Am Teich der Fertighaus-Siedlung bei der SCS wird LISI auf einer schwimmenden Plattform aufgebaut und kann dort die Folgen des Sieges beim Solar Decathlon in den USA genießen.

Der Solar Decathlon gilt als der anspruchsvollste universitäre Wettbewerb im Bereich des nachhaltigen Bauens und wird alle zwei Jahre vom US Department of Energy veranstaltet.

Jedes Haus, das am Wettbewerb teilnimmt, muss in zehn Kategorien bestehen – vom Ingenieurwesen, über die potentielle Marktfähigkeit und das Home-Entertainment bis hin zur positiven Energiebilanz. Das heißt, jedes Haus des Wettbewerbs muss mehr Energie erzeugen, als es verbraucht. Zwanzig Teams aus aller Welt traten beim Solar Decathlon 2013 mit ihren Häusern an, allesamt waren herausragende Projekte in Bezug auf die Verwendung von Solartechnologien.

Fast luftdicht gedämmt

"Das Haus besteht zu über 98 Prozent aus Holz, ist mit einer Zellulosedämmung ausgestattet und holt sich seine Energie über Photovoltaikmodule", erzählt Rainer Czetina, der im Zuge seiner Master Thesis für das Studium Erneuerbare Urbane Energiesysteme an der FH Technikum Wien gemeinsam mit Studierenden mehrerer österreichischer Universitäten und Fachhochschulen im "Team Austria" an dem Haus gearbeitet hat. "Auch beim Glas brauchten wir eine gute Isolierung, weil die Südfassade gänzlich aus Glas ist." Gleichzeitig muss der Energieverbrauch des Hauses denkbar gering sein, weshalb vom Fernseher bis zum Geschirrspüler nur energieeffiziente Geräte verbaut wurden.

"Im Viertelstunden-Takt wurden Parameter wie Luftfeuchtigkeit oder Temperatur gemessen, aber auch, ob das Wasser im Geschirrspüler weit genug aufgeheizt wurde, um das reale Leben zu simulieren", erzählt der gebürtige Kärntner. "Wir hatten Kochabende, an denen wir für andere Teams oder Gäste kochten – was natürlich Auswirkungen auf die Feuchtigkeit im Raum hat, die über die Haustechnik wieder geregelt werden muss". Um das Haus entsprechend dem gewünschten Komfortbereich sowohl im Winter als auch im Sommer zu konditionieren, sorgt eine außenstehende Luft-Wasser-Wärmepumpe für die nötige Energiezu- bzw. abfuhr. Eine weitere Luft-Wasser-Wärmepumpe sorgt für warmes Wasser. Die dabei entstehende kältere, trockenere Abluft kann für die Klimatisierung im heißen Kalifornien wiederum dem Raum zugefügt werden.

Ein Haus in sechs Containern

"Wir haben das Haus geplant und dann in Kärnten bei Weissenseer, einem Fertigteilhausproduzenten, in einer Halle aufgebaut, bevor das Haus in sechs Containern verschifft wurde", sagt Rainer Czetina. Davor hat er in einer Klimakammer des Austrian Institut of Technology das ganze System getestet. "Wir haben einen Dummy-Technikraum gebaut, den wir zwei Wochen den klimatischen Bedingungen von Kalifornien aussetzten, um so zu den wichtigsten Daten zu kommen", sagt er. Diese Daten waren die Grundlage seiner Master Thesis.

Die Anstrengungen lohnten sich, wie man am Ende des Solar Decathlon feststellen konnte, denn LISI gewann den Wettbewerb, obwohl Österreich zum ersten Mal teilnahm. "Es war bis zum Schluss spannend", erzählt Rainer Czetina, "weil wir nicht wussten, wer gewinnen würde". Den Ausschlag gaben nämlich am Ende die Jury-Punkte, die LISI mit weniger als 10 Punkten Vorsprung – bei einer Maximal-Punkteanzahl von 1000 Punkten – die Führung brachten. "Die Verleihung war typisch amerikanisch", sagt der Techniker, "wie bei der Oscar-Verleihung – mit Umschlag und viel Pomp und Trara. Es war ein schöner Lohn für viel Arbeit." Rund ein Jahr hat Rainer Czetina an dem Projekt mitgearbeitet. "Ich habe viel gelernt, Berufs- und Praxiserfahrung gewonnen – und es ist ein wichtiger Eintrag in meinem Lebenslauf." Das sieht wohl nicht nur er so – denn dieser Tage beginnt der Absolvent der FH Technikum Wien mit seinem neuen Job – bei einem Unternehmen, das er während des Projektes kennen gelernt hat.