Finanzminister Spindelegger ist erschüttert. Keine Frage: Wenn eine Bank gerade eine gute Milliarde für die Erstellung der Bilanz 2013 erhalten hat, um dann keine drei Monate später einen Nachschlag zu brauchen, kommt das einem finanzpolitischen Beben gleich. Weniger wegen des Budgets, denn ob der Steuerzahler die Hypo-Löcher gleich stopft oder später, ist angesichts der schon verprassten Mittel zweitrangig. Besorgniserregender erscheint am neuen Kapitalbedarf, dass Hypo-Organe und Eigentümer offenbar nicht mehr Herren der Lage sind.

Zur Erinnerung: Um die Halbjahresbilanz erstellen zu können, mussten noch rasch 700 Millionen nach Klagenfurt überwiesen werden; im Dezember folgte besagte Milliarde für den Jahresabschluss. Da tun sich offenbar im Quartalsrhythmus Lücken auf, die per Dauerauftrag aus Wien gefüllt werden. Und Spindelegger? Der ist wie gesagt erschüttert, ebenso wie es Beobachter des Krisenmanagements der Republik sind. Wie kann es sein, dass die Republik offenbar nicht den geringsten Schimmer davon hat, in welchem Takt Feuer am Dach ist? Sind die bisher in die Bank gesteckten vier Milliarden Euro eine so vernachlässigbare Größe, dass eine professionelle Governance rund um die Hypo entbehrlich wäre?

Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, und Spindelegger unternimmt wenig, um ihn zu beseitigen. Das gilt auch für das Unterfangen Gläubigerbeteiligung. Fast schon entfesselt stemmte er sich erst gegen die Hüter der Finanzmarktstabilität, die nicht müde werden, die Kata­strophenszenarien eines Haircuts an die Wand zu malen. Doch seit die Taskforce nun auch hochoffiziell in ihrem Endbericht vor einer Insolvenz der Hypo warnt, ist es sehr leise um einen Beitrag der Anleiheinhaber und Kreditgeber der Hypo geworden. War alles nur ein Scheingefecht, um hernach versichern zu können, man habe ohnehin alle Varianten seriös geprüft?

Mäßige Rückendeckung erhält der VP-Chef in der Causa von seinem Koalitionspartner, der wochenlang schwieg, um dann den Expertenbericht als klaren Handlungsauftrag an Spindelegger in Richtung Bad Bank zu interpretieren. Das wirkt, als habe der Finanzminister – selbst wenn er wollte – das Heft nicht in der Hand.

Keine Frage: Die Lage ist vertrackt, simple Lösungen für die Hypo strotzen nur so vor Pferdefüßen. Das Krisenmanagement schneidet allerdings um nichts besser ab. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 11.3.2014)