Bild nicht mehr verfügbar.

Wer noch im Frühjahr regelmäßig vertikutiert, brav mäht und dabei feinsten Rasenmulch liegen lässt, kann auf den Griff zu Düngern und Kalk überhaupt verzichten.

Foto: ap/reich

Klatsch, klatsch! Man hört es wieder aus den Gärten. Die Gartler und die Gärtnerinnen, sie scheinen erwacht aus einem Dämmerschlaf, im Zuge dessen ihnen von Bienenweiden, Gemüsebeeten und Wasserflächen im eigenen Geviert träumte. Sie klatschen in die Hände, träumen aber weiter: von saftig grünen Wiesen, perfekten Tulpenbeeten und lüstern duftenden Fliederbuschen. Denn wenn sie erwachen, sieht die Welt noch ganz anders aus. Die Fläche, vormals Rasen genannt, ist morastig und braun. Das schreit nach Arbeit!

Um den Passanten im Sommer beim Betrachten des Rasens wieder das eine "Ah!" oder das andere "Oh!" abzuringen, greift der Gartler gern einmal zur Düngebox. Damit die Gräser jedoch die Nährstoffe aufnehmen können, sollte der pH-Wert des Bodens zwischen 5,5 und 6 liegen, bei sehr schweren, lehmigen Böden eventuell sogar bei 6,5. Innerhalb dieser Spanne können die Wurzeln die Nährstoffe am besten aufnehmen.

Basentee für den Boden

Ist der Boden zu sauer, erreicht man einen höheren pH-Wert durch das Kalken im Winter. Während also die Gärtnerin dem Gartler in der Küche einen lauwarmen Bio-Basen-Tee aufsetzt, hebt der Gartler den pH-Wert seiner sauren Wiese mittels Kalkgaben. Doch warum ist der Boden sauer? Liegt es an einer fehlenden Drainage und der daraus resultierenden Verdichtung und Staunässe? Dann muss der Unterboden verbessert und drainagiert werden. Ist der Standort prinzipiell zu schattig, wodurch der Boden nach Regen oder Gießen nie auftrocknen kann? Dann müsste man entweder für mehr Sonnenbestrahlung sorgen - etwa durch Baumschnitt - oder für eine andere Nutzung der Fläche.

Wahre Wunder

Kalk würde hier nicht mehr helfen. Und auch das eigene Düngeverhalten kann zur Versauerung des Bodens geführt haben. Wurde zu viel Stickstoffdünger eingesetzt, führt auch dies zur Senkung des pH-Werts im Boden. Mit anderen Worten: keine Kalkung, ohne den pH-Wert des Bodens zu kennen. Die Lösung, wie für eh fast alles im Garten, ist der Einsatz reifen Komposts. Ein- bis zweimal pro Jahr den Rasen mit Kompost zu versorgen bewirkt auch hier wahre Wunder.

Es bildet sich sukzessive eine nährende Humusschicht, der Boden wird lockerer und besser drainagiert. Für Wurzelnahrung ist dadurch ebenso gesorgt. Eine Übersäuerung ist somit gar nicht mehr möglich, eine Überkalkung - Achtung, Kleegefahr! - übrigens auch nicht.

Wer dann noch im Frühjahr regelmäßig vertikutiert, brav mäht und dabei feinsten Rasenmulch liegen lässt, kann auf den Griff zu Düngern und Kalk überhaupt verzichten - und sich wichtigeren Dingen als dem Rasen im Garten widmen. Los geht's! (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 14.3.2014)