Der FC Bayern, hat Uli Hoeneß erst vor wenigen Tagen gesagt, der FC Bayern stehe da "wie im Traum". Nach der erstinstanzlichen Verurteilung des Präsidenten und Aufsichtsratschefs des Fußballrekordmeisters findet sich der sportlich und wirtschaftlich so erfolgreiche Branchenprimus (Jahresumsatz 433 Millionen Euro, Gewinn 14 Millionen, 230.000 Mitglieder) in einem Albtraum wieder. Der FC Bayern stehe "total loyal zu unserem Freund Uli Hoeneß", hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zuletzt fast Mantra-artig wiederholt. Immer in der Hoffnung, dass "der Uli" halbwegs unbeschadet aus der Sache herauskommen würde. Kam er nicht.

Nach der Urteilsverkündung ließ Rummenigge mitteilen, dass der FC Bayern das Ergebnis einer möglichen Revision abwarten wolle. Im Hintergrund, mutmaßte die Süddeutsche Zeitung aber bereits, wird längst ein "Königsmörder gesucht". Die Wirtschaftsgranden im Aufsichtsrat der FC Bayern AG können sich einen verurteilten Steuerhinterzieher schlicht nicht leisten. Für die Vorstandschefs Herbert Hainer (Adidas), Rupert Stadler (Audi), Martin Winterkorn (VW) und Timotheus Höttges (Telekom) geht es um die eigene Glaubwürdigkeit. Die Gremien tagen "zeitnah", das Ende der Ära Hoeneß dürfte noch in dieser Woche besiegelt werden.

Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (72) sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat des amtierenden Champions-League-Siegers. Er hatte Hoeneß kürzlich als "unverzichtbar" bezeichnet. Ohne das gesamte Ausmaß zu kennen. Intern gilt einem Bericht des Münchner Merkur zufolge der langjährige Finanzchef Karl Hopfner (61) als möglicher Erbe, zumindest übergangsweise. Auch Stoiber wäre eine Option. Bayern München wird weiterhin Fußball spielen. Traumhaften. (red, DER STANDARD, 14.3.2014)