Die Etablierung einer förderlichen Pausenkultur wird vom einzelnen getragen. Also nicht nur Kaffee für sich allein holen, sondern gleich welchen für die Kollegen mitbringen.

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Manch' einer hat sich im Unternehmen eine so unumstößliche Position erarbeitet, dass er es sich – meist gegen 15:00 Uhr und vor den Augen der staunenden Kollegenschaft – erlauben kann, die Füße auf den Schreibtisch zu legen und mal so richtig auszuspannen. Blickte man damals neidvoll auf dieses Privileg, weiß man heute, dass da reines Kalkül dahinter steckt. Die Pause zwischendurch stärkt und lässt einen danach umso produktiver sein.

Laut Gerhard Blasche, Erholungsforscher am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, mache die individuelle Pausenkultur beim Arbeiten sogar einen entscheidenden Unterschied. Denn nur so lasse sich Arbeitsdruck mildern und gleichzeitig Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit steigern. Allerdings hänge es jedoch stark vom Individuum ab, wie man während der Arbeit auf Erholung und Pausen achte und dadurch mehr oder weniger ermüde, heißt es weiter.

Auf die Pausengestaltung kommt's an

Blasche untersuchte die Pausengestaltung unter Krankenpflegern und kam zu der Erkenntnis, dass "jene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, für die Erholung einen höheren Stellenwert hat, häufiger Pausen machen als jene mit einer geringeren Erholungsorientierung. Am Ende des Tages bringen mehr Pausen weniger Müdigkeit und eine höhere Leistungsbereitschaft", so die Erkenntnisse der Erholungsforscher. Letztlich sei das nicht nur für die Mitarbeiter und ihre Umfelder positiv, sondern eben auch für das Unternehmen selbst.

Aus US-Studien sei bekannt, dass Pausen die Produktivität nicht mindern, sondern – im Gegenteil – sogar erhöhen. Das Plädoyer Blasches klingt daher plausibel: Ein pausenförderliches Betriebsklima unterstützen und mehr Eigenverantwortung der Mitarbeiter in Sachen Pausen-Einlegen einfordern. Blasche: "In Zeiten der flächendeckenden Fließbandarbeit waren Arbeitspausen klar geregelt. In der heutigen Dienstleistungsgesellschaft ist zumindest der theoretische Spielraum für Pausen viel größer."

Einfache Tipps zur Gestaltung des Arbeitsalltages mit Pausen sind:

  • Spätestens alle zwei Stunden eine kurze Pause einlegen,
  • besser kürzere, dafür aber häufigere Pausen machen – ideal seien fünf bis zehn Minuten nach ein bis zwei Stunden Arbeit.
  • Fixe Rituale helfen beim Pausemachen: Etwa eine Obstpause vormittags oder ein paar kleine Kaffeepausen nachmittags.
  • Das Wichtigste zum Schluss: Die Experten raten dazu, mit der Pause nicht so lange zu warten, bis man vor Erschöpfung fast umkippt. Dann sei es nämlich schon zu spät. Besser gleich bei ersten Ermüdungserscheinungen kurz pausieren. (Heidi Aichinger, derStandard.at, 17.3.2014)