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Voestalpine-Chef Struzl bietet seinen Rücktritt an.

foto: apa
Wien/Linz - Voest-General Franz Struzl räumt zu Jahreswechsel seinen Chefsessel. Dies teilte er Dienstagnachmittag seinem Aufsichtsratspräsidenten, Rudolf Streicher, mit. Struzl wird in der Sitzung am 19. September um Auflösung seines bis 2006 laufenden Vertrages ersuchen.

"Einen sofortigen Rückzug hätte ich nicht akzeptiert", sagte Streicher zum STANDARD. Schließlich müsse er für einen ordentlichen Übergang sorgen. Designierter Nachfolger ist seit 2002 Stahl- und Automotiv-Divisionschef Wolfgang Eder. Eigentlich hätte Streicher das Ende des Geschäftsjahres (31. März 2004) als Rückzugsdatum präferiert, die Neunmonatsbilanz sei aber akzeptabel, meinte Streicher.

Böhmdorfer ist aktiv

Justizminister Dieter Böhmdorfer bestätigte indes, dass die Staatsanwaltschaft einen möglichen Verstoß des Voest-Aufsichtsrates gegen das Aktiengesetz (§ 255) prüft. Es gehe um den Verdacht unzulässiger Absprachen zwischen Voest-Chef und Aufsichtsrat, insbesondere dem Präsidenten Streicher und den ÖIAG-Vorständen Rainer Wieltsch und Peter Michaelis.

Wie berichtet, hat Struzl vor einem Jahr mit privaten Aktiengeschäften rund um den Erwerb der VA Eisenbahnsysteme durch die Voest hohe Gewinne erzielt. Einem Strafverfahren wegen Insiderhandels entzog sich Struzl nur durch Zahlung eines Bußgeldes und Überweisung des Gewinns an karitative Einrichtungen. Struzl weihte Streicher und Wieltsch damals in die Sache ein, der Rest des Kontrollgremiums blieb aber unbehelligt. Unter öffentlichem Druck hatte Struzl dem Aufsichtsrat am 8. August seinen Rücktritt angeboten, der ihm einstimmig das Vertrauen aussprach.

Ermittlungen laufen

Derzeit werde versucht, an Unterlagen zu gelangen, beschreibt der zuständige Sektionschef im Justizministerium die Ermittlungen. Dies geschehe nicht aufgrund einer Anzeige, sondern als Folge von Gesprächen mit Finanzmarktaufsicht und Richard Schenz, dem Kapitalmarktbeauftragten der Regierung.

Böhmdorfer begründete die Prüfung mit dem "Schutzobjekt des Rufes der österreichischen Börse", wobei es um das "korrekte Verhalten von Organen einer Aktiengesellschaft und deren Funktionen zueinander" sowie um die "Erfüllung der Berichtspflicht über gesellschaftlich relevante Vorgänge" gehe. Auch der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider verlangt strafrechtliche Konsequenzen für die "Eingeweihten." Ein Gutachten des Aktienrechtsexperten Christian Nowotny bescheinigt Streicher allerdings, dass er sich gesetzeskonform verhalten habe. (ung, kbau, DER STANDARD Print-Ausgabe, 20.8.2003)