Juristisch ist die Insiderhandelsaffäre rund um den Voestalpine-Chef Franz Struzl längst abgeschlossen, politisch aber hat die Schlacht erst so richtig begonnen. Der gar nicht gerissene Stahlmanager, der seinen unanständigen Aktiendeal unter eigenem Namen abwickeln ließ, bleibt auch nach seinem Rücktritt der Spielball von Kräften, die nicht nur die Sauberkeit des Kapitalmarktes im Sinne haben. So wurde die Geschichte seiner Schuld und Sühne gerade dann bekannt, als Struzl den Finanzminister verärgerte, weil er sich Frank Stronachs Sirenentönen verweigerte und die Voest nicht an Magna auslieferte. Ein Schelm, wer da an Karl-Heinz Grasser denkt.

Dieser hat wohl weder für Struzl noch für dessen Aufsichtsratspräsidenten Rudolf Streicher allzu viel übrig. Die ÖIAG- Vorstände Peter Michaelis und Rainer Wieltsch sowie deren oberster Aufseher Alfred Heinzel sind hingegen seine eigenen Geschöpfe. Wenn nun Jörg Haider den dreien ohne sachliche Begründung die Staatsanwaltschaft an den Hals jagt und sein Freund und Justizminister Dieter Böhmdorfer auch diese Idee für höchst "verfolgenswert" hält, dann darf man dreimal raten, wer hier getroffen werden soll. Schließlich haben Haider & Co. mit dem "Verräter" Grasser noch einige Rechnungen offen.

Der Vorstoß wird wohl im Sande verlaufen, sobald er seine publizistische Schuldigkeit getan hat. Verwundbarer ist Grasser bei den Kosten für die Personalsuche und die Vorstandsgehälter in der ÖIAG, wobei sich der Finanzminister hier bisher geschickt aus der von Rechnungshofpräsident Franz Fiedler geknüpften Schlinge zieht. Inzwischen leiden die Voest und die Verstaatlichtenholding leise vor sich hin. Dass angesichts dieses Affentheaters die meisten Österreicher Staatseigentum an Industriekonzernen weiterhin befürworten, kann verwundern. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 20.8.2003)