Wien - Pro Jahr würden in Österreich rund 1,5 Millionen Beschäftigungsverhältnisse aufgelöst und ebenso viele wieder eingegangen, sagt Arbeitsmarktexperte Roland Löffler von der Forschungsgesellschaft Synthesis. Die durchschnittliche Verweildauer im Job sei zwei Jahre, und das, sagt Löffler, "war in den Siebzigerjahren völlig anders."

Die Zunahme an atypisch Beschäftigten - besonders an geringfügig Angestellten, neuen Selbstständigen und freien DienstnehmerInnen - sei Ausdruck eines immer flexibleren Arbeitsmarkts "und weitet sich auf traditionelle Branchen aus".

Löffler sieht in diesen Beschäftigungsformen einerseits "viele neue Chancen, die vom Staat durch immer breitere rechtliche Absicherungen auch ermöglicht werden müssen", doch auf der anderen Seite "durchaus eine Möglichkeit zur Kostenvermeidung". Zeitungskolporteure seien zum Beispiel - weil sie an fixe Zeiten gebunden sind - weniger frei als andere UnternehmerInnen und billiger.

Die Zukunft der Arbeit als Zweiklassensystem, in dem der eine Teil voll abgesichert ist, der andere aber nie in den Genuss von bezahltem Urlaub kommt? - Jein, meint der Experte. Denn das Problem, nur nach gutem Geschäftsgang in Urlaub gehen zu können, treffe auf alle selbstständigen Gewerbetreibenden seit jeher zu. Die Statistik zeige außerdem: "Das Durchschnittseinkommen von Unselbstständigen ist nicht höher als jenes freier DienstnehmerInnen oder neuer Selbstständiger." Löffler kritisiert jedoch Missbrauch, wenn Selbstständigkeit nicht frei gewählt sei, "etwa wenn Firmen ArbeitnehmerInnen entlassen, um sie auf Werkvertrag wieder einzustellen". (east/DER STANDARD, Printausgabe 20.08.2003)