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Karin Bergmann ist interimistische Burgtheaterdirektorin.

Foto: APA/Roland Schlager

Da hat sich Karin Bergmann wohl eindeutig zu früh gefreut, als sie sich im Frühjahr 2010 nach 30 Theaterjahren, davon 18 am Burgtheater, ins Privatleben zurückzog: Die Anrufe sonntags beim Frühstück, dass jemand erkrankt und eine Umbesetzung notwendig sei, werde sie nicht vermissen, sagte sie.

Nach nicht einmal vier Jahren wird der eine oder andere Sonntagsbrunch mit ihrem Mann, dem Architekten Luigi Blau, wohl wieder nicht ganz ungestört verlaufen. Bergmann, die nach Matthias Hartmanns erstem Direktionsjahr die Burg verließ, kehrt nun als dessen interimistische Nachfolgerin zurück. Und tritt damit endgültig aus dem Schatten ihrer ehemaligen Burgherren Claus Peymann und Klaus Bachler: Peymann ermöglichte ihr 1979 erste Karriereschritte als Direktionsassistentin in Bochum, ehe sie als Pressereferentin ans Schauspielhaus Hamburg ging. Und er holte sie 1986 als Pressesprecherin ans Burgtheater.

Es war, wie sie sich erinnert, eine turbulente Zeit. "Ensemblestreit, die großen Störfeuer und Bewährungsproben", weshalb sie, gerade vierzig, 1993 als Pressesprecherin und Direktionsmitglied zu den Vereinigten Bühnen und drei Jahre später in diesen Funktionen an die Wiener Volksoper wechselte. Deren damaliger Chef hieß Klaus Bachler, mit dem sie, als Co-Direktorin, an die Burg zurückkehrte.

Dass die 61-Jährige nun offensichtlich die Wunsch-Interimsdirektorin des Ensembles ist, verwundert nicht: "Meine ganze Liebe gehört den Menschen, die jeden Abend auf die Bühne müssen", bekannte Bergmann im Standard-Gespräch anlässlich ihres Burg-Abschieds vor vier Jahren. Auch ihre damalige Selbsteinschätzung empfiehlt sie als krisenfeste Idealbesetzung: "Ich kann Menschen gut motivieren, ihnen das Gefühl geben, dass ihre Arbeit geschützt und gefördert wird."

Ihre einbekannte Sehnsucht nach Schönheit führte die 1953 in Recklinghausen im Ruhrpott geborene Bergarbeitertochter in die Welt der Kunst und des Theaters. Ihr Abitur machte die Vielleserin im zweiten Bildungsweg; kurz vor Studienbeginn kam dann das erste Jobangebot.

Wer von ihren Burgchefs ihr der liebste gewesen sei, beantwortete Bergmann einmal sehr diplomatisch mit einem Thomas-Bernhard-Zitat: "Es hat immer Lieblingsburgschauspieler gegeben, aber nie Lieblingsburgtheaterdirektoren." Was nicht ist, kann ja mit ihr noch werden. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 20.3.2014)