Wien - Das "Komitee zur Regelung des Schriftverkehrs" hat seinen umstrittenen Entwurf für eine Norm zu geschlechtergerechter Sprache verteidigt. "Die Sprache dient der klaglosen Verständigung und nicht der Durchsetzung zweifelhafter politischer Ziele", sagte dessen Chefin Walburg Ernst der "Wiener Zeitung" vom Donnerstag. Gleichbehandlung müsse auf faktischer Ebene stattfinden.

"Zwei Paar Schuhe"

"Großbuchstaben gibt es nur am Wortanfang oder bei durchgehender Schreibweise in Blockbuchstaben, das weiß schon jedes Volksschulkind", verteidigt Ernst den Entwurf, der etwa wegen des Rates, das Binnen-I wegzulassen, unter Beschuss gekommen war. Die Trainerin und Fachbuchautorin stellt sich außerdem die Frage: "Welcher Frau hat das Binnen-I zu einem besseren Job oder zu mehr Bezahlung verholfen?" Sprachliche Gleichberechtigung und faktische Gleichberechtigung seien "verschiedene Paar Schuhe".

Austrian Standards auf Distanz

Das Normungsinstitut Austrian Standards hat sich Donnerstagnachmittag von den Aussagen der Komitee-Chefin distanziert. Bei den Ausführungen von Walpurg Ernst zur Gleichstellung der Geschlechter handle es sich um "persönliche Aussagen", wurde betont. Das Präsidium von Austrian Standards will den Fall prüfen und eventuell Konsequenzen ziehen.

"Die Aussagen der Vorsitzenden des Komitees 045 'Büroorganisation und schriftliche Kommunikation' spiegeln nicht die Position von Austrian Standards wider", hieß es wörtlich in der Aussendung. Als "neutrale und unabhängige Plattform zur Entwicklung von Normen" distanziere man sich von den "persönlichen Aussagen der Komitee-Vorsitzenden". Komitee-Vorsitzende seien in jedem Fall "gegenüber Austrian Standards Institute für die objektive und sachbezogene Führung verantwortlich", wurde zudem aus der Geschäftsordnung zitiert.

Boden der Sachlichkeit

"Das Präsidium von Austrian Standards wird sich mit dem Thema befassen, genau prüfen und sich gegebenenfalls weitere Schritte vorbehalten", kündigte die Direktorin, Elisabeth Stampfl-Blaha, an. Das Thema der geschlechtergerechten Sprache sei "ein sehr sensibles, mit vielen unterschiedlichen Standpunkten und einer großen Breitenwirkung". Sie appellierte zudem, trotz aller Kontroversen in der Debatte "auf dem Boden der Sachlichkeit zu diskutieren und Respekt vor der Meinung anderer zu zeigen". (APA, 20.3.2013)