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Vittorio De Sica

Foto: Archiv

Rom - Der italienische Filmregisseur Vittorio De Sica hat gemeinsam mit dem Vatikan im Zweiten Weltkrieg in Rom 300 Juden vor der Deportation gerettet, indem er sie in einem Film als Komparsen führte. Die Juden und andere Verfolgte waren laut Presseberichten im Sommer 1943 aber nur auf dem Papier als Statisten in der Vatikan-Produktion "La porta del cielo" angestellt. Der Vatikan habe es zur Bedingung gemacht, dass die Produktion bis zum Ende der deutschen Besatzung hinausgezögert wird.

Zum weiteren Schutz waren die 300 Juden in einer katholischen Kirche untergebracht. Die Mailänder Zeitung "Corriere della Sera" schrieb, es habe sich um eine Rettungsaktion wie in dem Film "Schindlers Liste" gehandelt. Jetzt wolle Christian De Sica, der Sohn des 1974 gestorbenen Regisseurs, einen Film über die Aktion seines Vaters drehen.

Vatikanische Truppen im Gefecht

Bei der in Zusammenarbeit mit dem damaligen Substituten im Staatssekretariat, Giovanni Battista Montini - dem späteren Papst Paul VI. - organisierten Aktion fanden die angebliche Komparsen während der Dreharbeiten in der - exterritorialen - römischen Basilika San Paolo fuori le Mura Unterschlupf.

Wie aus den Vatikan-Akten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs hervorgeht, wurde das Versteck der Flüchtlinge am 3. Februar 1944 von italienischen Faschisten und deutschen Soldaten im inoffiziellen Auftrag der SS durchsucht. Einige der in der Basilika Versteckten wurden damals deportiert.

Da die vatikanische "Palatingarde" den Eindringlingen bewaffneten Widerstand leistete, kam es bei dieser Gelegenheit zum wahrscheinlich einzigen Schusswechsel zwischen faschistischen und vatikanischen Truppen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs.

Der Vatikan protestierte gegen das völkerrechtswidrige Vorgehen der deutschen Besatzungsmacht, die ihre Beteiligung am Vorgehen der Einheiten der neo-faschistischen "Repubblica Sociale Italiana" (RSI) jedoch abstritt. (APA)