Im Convention Center in Austin finden die wichtigsten Vorträge statt.

Foto: Lisa Stadler

Bei Ruby's in Austin gibt es legendär gutes Barbecue.

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Die South By South West macht Austin zum gallischen Dorf von Texas. Während der Rest des südlichen Staates von Konservativen, Ranches und Öl geprägt ist, tauschen sich bei der SXSW die weltweit klügsten Köpfe über Neuheiten in Sachen Tech, Film und Musik aus und lassen dabei auch das Feiern nicht zur Nebensache werden.

Wer also beruflich mit Kreativität, "irgendwas mit Medien" oder "diesem Internet" zu tun hat, sollte sich selbst oder seinen Arbeitgeber davon überzeugen, dass es ein absolutes Must ist, dorthin zu fliegen. Kurz nach dem Ende der diesjährigen Konferenz ist das ein guter Zeitpunkt, denn das Festival wird immer begehrter. Hier nun ein paar Ratschläge rund um das Festival, die einerseits einen Eindruck vom texanischen Halli-Galli bieten sollen und sich andererseits für Besucher hoffentlich als hilfreich erweisen.

Mehr von Texas sehen

Europäische Touristen verschlägt es zwar schnell mal nach New York, San Francisco oder Los Angeles. Austin ist hingegen kein Reiseziel, das sich so schnell aufdrängt. Deshalb lohnt es sich, wenn man schon mal nach Texas kommt, auch ein bisschen mehr vom Staat zu sehen, aus dem etwa die Ex-Präsidenten George W. Bush und Lyndon B. Johnson kommen.

Ein Flug nach Houston ist etwa von Wien aus mit nur einem Stopp in Frankfurt empfehlenswert. In Houston kann man mit dem Mietauto in kurzer Zeit die Stadt erkunden. Für Astronomie-Fans wartet das Space Center Houston auf neue Besucher, dafür sollte man sich allerdings ein paar Stunden Zeit nehmen. Von Houston nach Austin sind es, bei gemütlicher Fahrt über Landstraßen, rund drei Stunden. Abseits der Highways zu fahren bietet den Vorteil, dass man bei kleinen Orten und Ranches vorbeikommt, während die Autobahnen langatmig und monoton sind.

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Gut vorbereiten

Mit rund 800 Speakern, hunderten Filmen und circa 2.000 Konzerten ist das Angebot der SXSW für einen einzelnen Besucher de facto nicht bewältigbar. Deshalb lohnt es sich das Programm genau zu studieren und sich jene Punkte, die man unbedingt sehen will, vorzumerken. Das funktioniert wunderbar mit der mobilen App für Smartphones, die es den Usern erlaubt, individuelle Pläne zusammenzustellen. Man kann sich bei Überschneidungen ruhig auch mehrere Sessions zur gleichen Zeit vormerken, es kann nämlich durchaus vorkommen, dass man aufgrund des hohen Andrangs nicht in einen Vortrag, Film oder Konzert hineinkommt und ausweichen muss. Das Festival erstreckt sich über zahlreiche Locations mitten in der Stadt, spontanes Flanieren ist also kein Problem. Das Epizentrum ist die 6th Street, auf der sich zu jeder Tageszeit eine Menge Leute tummeln und am Abend in jedem kleinen Lokal Bands spielen.

Unterkunft früh genug buchen

Da Austin eigentlich nicht für einen Andrang von rund 50.000 Besuchern ausgerichtet ist, müssen Unterkünfte so früh wie möglich fixiert werden. Diesbezüglich hat man bei Hotels leider nur die Wahl zwischen zentral und extrem teuer oder weit draußen und immer noch recht teuer. Wer früh genug dran ist und die Locations zu Fuß erreichen will, muss mit Preisen zwischen 300 und 500 Dollar pro Nacht in einem zentralen Hotel rechnen. Weiter draußen kosten mittelmäßige Motels immer noch rund 200 Dollar pro Nacht. Auf Airbnb oder andere Übernachtungsmöglichkeiten auszuweichen ist sicher eine gute Idee. Einige Bewohner Austins verdienen sich durch das Vermieten ihrer Wohnung während der SXSW eine stattliche Summe dazu. Wer außerhalb wohnt, kann einen teuren und leider recht unzuverlässlichen Shuttle-Service nützen, hier muss man zusätzlich Zeit einrechnen. Mit dem Auto zum Festival zu fahren ist allerdings auch keine Option, da es an Parkplätzen mangelt.

Geduld ist gefragt

Bei allen Events gilt "first come first served". Das heißt, dass bei bekannten Speakern oder Acts locker mit einer Stunde In-der-Schlange-Stehen gerechnet werden muss. Das Warten gestaltet sich zumindest sehr zivilisiert, die meisten Amerikaner scheinen diesbezüglich mit einer Engelsgeduld ausgestattet zu sein. Wenn ein Vortrag eines sehr bekannten Speakers voll ist, wird manchmal ein zweiter Saal geöffnet, in dem die Session über Video übertragen wird. Bei Konzerten ist es meist so, dass wirklich nur so viele Besucher hineingelassen werden, wie es die Sicherheitsvorschriften erlauben. Ist man also unter den Glücklicken, die es hineinschaffen, ist es nicht extrem eng.

Foto: Lisa Stadler

Sich Texas schmecken lassen

Man sollte sich das texanische Barbecue nicht entgehen lassen. Austin ist bekannt für seine originellen Beisln und Restaurants. Außerdem stehen am Festivalgelände jede Menge Food Trucks herum, die unterschiedlichste Köstlichkeiten anbieten. Bodenständiges Barbecue, das man so schnell nicht mehr vergisst und nach dem vor allem die Kleidung noch tagelang riechen wird, gibt es bei Ruby's. Für jene, die kein Fleisch essen, soll es in Austin sogar ein hervorragendes veganes Barbecue-Lokal geben. Für Andenken oder Mitbringsel lohnt sich ein Besuch im Tears of Joy Hot Sauce Shop, der ausschließlich scharfe (Barbecue)Saucen anbietet.

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Sich treiben lassen

Obwohl man den Tag sicher von Früh bis Spät mit Terminen zuplanen kann, beschert der Zufall bei der SXSW oft den inspirierendsten Teil des Besuchs. Sei es ein Start-Up, von dem man noch nie gehört hat, ein Filmemacher, der in wenigen Jahren bekannt sein wird oder eine Band, von der man erzählen wird "die hab ich damals noch vor 50 Leuten in einem kleinen Lokal in Texas gesehen" – diese Erlebnisse hat man mit Garantie, wenn man einfach mal ohne Plan herummarschiert. Wer gehfaul ist, kann sich um ein paar Dollar auch mit einem Fahrrad durch die Stadt chauffieren lassen. (Lisa Stadler, derStandard.at, 25.3.3014)