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Brasilien: Hohe Schuldenlast, schwaches Wachstum.

Foto: apa/epa/Marcelo Sayao

New York/Brasilia - Die Ratingagentur S&P zeigt Brasilien vor der Fußball-Weltmeisterschaft die Gelbe Karte. Sie stufte die Kreditwürdigkeit der größten lateinamerikanischen Volkswirtschaft auf "BBB-" von "BBB" herunter und gesteht dem Land gerade noch eine durchschnittliche Bonität zu. Damit liegt die Note nur noch eine Stufe über Ramsch-Niveau.

Sollte sie weiter gesenkt werden, dürfen etwa viele Versicherungen, Fondsgesellschaften oder andere Pensionsfonds brasilianische Staatsanleihen nicht mehr kaufen. Sie wären dann nur noch für Spekulanten interessant. Die S&P-Experten begründeten den Schritt mit widersprüchlichen politischen Signalen der sozialistischen Regierung und mauen Wachstumsaussichten.

Für Präsidentin Dilma Rousseff ist das ein herber Schlag. Sie will bei der Wahl im Oktober für eine zweite Amtszeit kandidieren. Die Opposition wirft ihr vor, die Wirtschaft in Turbulenzen gestürzt zu haben. "Brasilien macht eine schwierige Zeit mit Vertrauensverlust und einer zerstörten Glaubwürdigkeit durch", sagte Oppositionsführer Aecio Neves.

Regierung weist Kritik zurück

Brasiliens Kreditwürdigkeit sei dadurch systematisch geschwächt worden, dass die Regierung ihre Haushaltsziele immer wieder zurückgenommen habe, erklärte S&P. Zusätzlich hätten Transparenz und Glaubwürdigkeit in der Wirtschaftspolitik unter der Kreditvergabe staatlicher Banken gelitten. Die Regierung wies die Kritik zurück. Die Herabstufung spiegle nicht wider, dass die Wirtschaft sich verglichen mit anderen Ländern solide entwickle, erklärte das Finanzministerium. "Die brasilianische Wirtschaft verfügt über eine geringe externe Verwundbarkeit, weil sie über die fünftgrößten Devisenreserven der G-20-Staaten verfügt."

Eine weitere Herabstufung bezeichneten die S&P-Experten derzeit als unwahrscheinlich, der Ausblick für das Rating bewerteten sie als stabil. Dennoch könnte die schlechtere Note auch die beiden anderen führenden Ratingagenturen Moody's und Fitch dazu bewegen, ihrerseits den Daumen über Brasilien zu senken. Beide Agenturen hatten zuletzt jedoch erklärt, dass ein derartiger Schritt nicht vor der Wahl geplant sei.

Brasiliens Wirtschaftswachstum hatte sich in den vergangenen Jahren deutlich abgekühlt und lag nur noch bei etwa zwei Prozent. Noch im vergangenen Jahrzehnt gehörte Brasilien zu den dynamischsten Schwellenländern der Welt. Zugleich stieg das Haushaltsdefizit. Die Regierung hatte bisher vergeblich versucht, die Konjunktur mit Steuersenkungen und höheren Sozialausgaben anzukurbeln. Sie dürfte nun um Einschnitte im kommenden Jahr nicht herumkommen, auch wenn sie sich Auftrieb von der Fußball-WM im Sommer erhofft. (APA, 25.3.2014)