Christoph Konzett: "Nur über die Situation zu schimpfen bringt ja auch nichts."

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Christoph Konzett, Schüler an der HTL in Rankweil, hat eine Petition initiiert, die derzeit auf der Website des Parlaments unterzeichnet werden kann. Darin fordert er die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Hypo Alpe Adria. Wie es dazu kam, dass der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Pirklhuber sein Mandat nutzte, um Konzetts Petition im Parlament einzubringen, und warum er sich über die Politik sehr oft "aufregt", erzählt er im Gespräch mit derStandard.at.

derStandard.at: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Hypo-Petition zu starten?

Konzett: Ich war in der Schule und habe im Internet gelesen, dass die Hypo noch mehr kostet. Das hat mich aufgeregt. Als ich dann zu Hause war, habe ich gelesen, dass SPÖ und ÖVP den Untersuchungsausschuss noch immer nicht wollen. Ich habe mir dann den Kopf darüber zerbrochen, was ich persönlich tun kann. Denn nur über die Situation zu schimpfen bringt ja auch nichts. Ich habe dann eine Petition auf avaaz.org gestartet. Den Link dazu habe ich in Postings auf verschiedenen Webseiten verbreitet. Außerdem haben Landtagsabgeordnete aus Vorarlberg auf die Petition hingewiesen.

derStandard.at: Wie war die Resonanz bei den Abgeordneten?

Konzett: Einige grüne und blaue Abgeordnete haben gleich unterschrieben, auch einer von der ÖVP, das hat mich überrascht. Ein Abgeordneter hat mir zurückgeschrieben, dass die ganze Sache mit einem U-Ausschuss auch nicht billiger wird. Das hat mich dann gleich noch mehr aufgeregt. Ich meine, dass man dieses Verbrechen, das hier stattgefunden hat und Milliarden kostet, aufklären muss.

derStandard.at: Wie kam Ihre Petition dann schließlich ins Parlament?

Konzett: Ich habe fast alle Nationalratsabgeordneten der vier Oppositionsparteien angeschrieben. Wolfgang Pirklhuber von den Grünen hat dann angeboten, dass er meine Petition einreicht. Viele Leute glauben, man kann mit Abgeordneten nicht einfach so reden. Ich denke aber, dass sie unsere Volksvertreter sind und dass sie unsere Meinung wissen sollen. Ich habe ihnen geschrieben, weil ich davon überzeugt bin, dass sie zum Volk Kontakt haben sollten.

derStandard.at: Die Regierung wollte die Hypo-Petitionen vorzeitig "abdrehen", sprich dem Finanzausschuss zuweisen. Hat Sie das aufgeregt?

Konzett: Ich habe mir gedacht, das ist wieder typisch. Die Regierung will die vielen Unterzeichner der Petition unsichtbar machen, in ein Hinterzimmer verbannen und warten, bis über die Sache Gras gewachsen ist.

derStandard.at: Die Opposition hat bereits mehrfach über die Einsetzung eines U-Ausschusses abstimmen lassen. Bis auf eine Abgeordnete der SPÖ haben immer alle Nationalräte der Regierungsparteien dagegen gestimmt.

Konzett: Das zeigt klar auf: Die Abgeordneten habe keinen freien Willen, sondern sie sind strikt an die Partei gebunden. Sie haben keine andere Wahl, als dagegen zu stimmen. Die Partei würde sie sonst benachteiligen oder bei der nächsten Wahl gleich nicht mehr aufstellen. Das ist nicht so einfach. Der einzelne Abgeordnete sollte mehr Gewicht haben.

derStandard.at: Sie haben Verständnis für das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten?

Konzett: Nein. Denn wenn man gewählt wird, ist man dem Volk verpflichtet. Mit dem Geld hätte man so viele gute Sachen machen können. Zum Beispiel in Bildung investieren oder in Gesundheit und Pflege. Ich kann nicht verstehen, dass die Regierung bei einer so großen Summe keine Aufklärung haben will.

derStandard.at: Es soll ja eine Untersuchungskommission eingesetzt werden. Damit geben Sie sich nicht zufrieden?

Konzett: Ich habe es lustig gefunden, dass sie selbst entscheiden können, wer das untersucht. Wenn jemand eine Straftat begeht, kann er sich auch nicht aussuchen, wer der Richter ist.

derStandard.at: Glauben Sie, dass es zum U-Ausschuss kommen wird?

Konzett: Wenn weiter Druck aufgebaut wird, werden sie einlenken müssen.

derStandard.at: Reden Sie mit Ihren Schulkollegen auch über die Hypo und über Ihre Petition?

Konzett: Ich bekomme nur positive Rückmeldungen, von Kollegen und Lehrern. Sie finden es gut, dass sich jemand dafür engagiert.

derStandard.at: Sind Sie in einer Partei aktiv?

Konzett: Ich bin Mitglied der Schwarz-Gelben Allianz, die sich dafür einsetzt, dass die konstitutionelle Monarchie in Österreich eingeführt wird. Dort zahle ich jährlich meinen Mitgliedsbeitrag, bin allerdings nicht aktiv. Die Monarchie-Forderung ist der einzige Grund für mich, warum ich sie unterstütze.

derStandard.at: Was versprechen Sie sich von der Einführung der konstitutionellen Monarchie?

Konzett: Ich glaube, dass ein überparteiliches Staatsoberhaupt beispielsweise im Fall Hypo anders agieren würde. Es gibt so viele Monarchien in Europa, die meisten von ihnen stehen gut da. Also zum Beispiel die skandinavischen Länder oder die Beneluxstaaten.

derStandard.at: Aber Sie sind schon ein Anhänger der Demokratie?

Konzett: Natürlich. Selbstverständlich muss das Volk herrschen. Das Volk sollte insgesamt stärker eingebunden werden, einmal alle fünf Jahre zu wählen ist zu wenig. Demokratie und Monarchie sind kein Gegensatz. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 26.3.2014)