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Ein Sandstrand auf der zweitgrößten Seychellen-Insel Praslin.

Foto: Felix Behnke/Corbis

Der Pool im Raffles-Hotel.

Foto: Raffles-Hotel

Himmel und Wasser scheinen zu verschmelzen.

Foto: Raffles-Hotel

Die typischen Granitfelsen der Seychellen.

Foto: Raffles-Hotel
Foto: Raffles-Hotel

Lange Reisen sind ein bisschen wie Schlafwandeln. Viele Stunden im Flieger, Wartezeiten auf Flughäfen, dann irgendwann ankommen, aussteigen, die Hitze spüren, abchecken, ob Vorstellung und Realität übereinstimmen. Wer auf die Seychellen will, ist meist auf Luxus unter Palmen eingestellt. Der beginnt schon am Flughafen der Hauptinsel Mahé, wo die, die ins Raffles wollen, in eine kleine Propellermaschine einsteigen. Fühlt sich nach Abenteuer an und dauert 20 Minuten. Türkisblaues Meer, Palmen: Ja, so hat sich das Paradies seit den Fototapeten in den 1970er-Jahren eingeprägt.

Wer im Raffles absteigt, hat Butler-Service. Das sind emanzipierte Europäer schon seit gut einem Jahrhundert nicht mehr gewöhnt - und deshalb auch nicht das fünfköpfige Empfangskomitee zur Begrüßung in Stirnreihe, das neben der Rezeption Aufstellung genommen hat. "Hatten Sie eine gute Reise?", fragt eine blonde Deutsche, die sich als Caroline Kutulla aus Hamburg vorstellt. Begrüßung in der Muttersprache der Gäste ist ein besonderer Service hier.

Sie arbeitet seit vier Monaten im oberen Management auf der kreolischen Insel, weil sie im Fünfsternsegment Karriere machen will. Das heißt Ortswechsel im Zweijahresrhythmus. Bis vor kurzem hat Kutulla noch in Kiew gearbeitet, jetzt ist sie da, und noch macht ihr die Hitze zu schaffen. Doch erst einmal stellt sie den Neuankömmlingen das für ihr Wohlergehen verantwortliche Personal für den Aufenthalt vor. Ellouna von der Nachbarinsel la Digue erledigt Formales, Durga aus Kerala wird der Butler sein. Dann stehen da noch Anissa von der Rezeption und Nadjo, ein Fahrer, der die Gäste mit Buggys über steile Straßen in die Villen chauffiert.

Das Raffles in Praslin liegt malerisch auf einem Hang über dem Indischen Ozean. 86 Bungalows mit jeweils eigenem Pool auf der Terrasse, 250 Angestellte aus 25 Nationen. Wer sich in seiner kühl klimatisierten Villa von der feuchten Hitze erholt hat, ist verführt zu denken, dass es die Raffaello-Welt tatsächlich gibt.

Salzburg-Seychellen

Wie das geht, wird Hoteldirektor Christoph Ganster später beim Abendessen erklären. Er kommt aus Salzburg, die Seychellen sind in seiner Karriereleiter die zehnte Station. "Wer bei mir gut arbeitet, den nehme ich unter meine Fittiche", sagt er und meint das mittlere Management. Christian Florin aus Hamburg etwa, der fürs Essen und Trinken zuständig ist und fast alles über Abu Dhabi hierherbestellt, seine Frau Marie managt den Shop im Hotel. Oder Patrick Gigele aus St. Anton, der Chefkoch, der von früh bis nachts seine Leute in der Küche kontrolliere, damit die Qualität passt, wie er sagt.

"Viele unserer Mitarbeiter in Service und Housekeeping verdienen bei uns dreimal so viel wie in ihren Heimatländern", weiß Ganster. Der Ober Amil aus Nepal zum Beispiel, der Yogalehrer Sajeesh aus Indien oder Koch Rakesh aus Mauritius. Ihre Gehälter schicken sie nach Hause, um ihre Familien zu finanzieren - auch so sehen die Träume vom besseren Leben im Raffles aus. Die meisten der Mitarbeiter wohnen 20 Minuten vom Hotel entfernt im hoteleigenen Wohnheim. Das ist ordentlich, aber doch Welten vom Fünfsternstandard entfernt, den die Mitarbeiter für Gäste Tag für Tag inszenieren.

Vor allem mit gutem Essen - vom Frühstücksbuffet bis zum Dinner am Strand. Bei Drinks an der Bar, gemixt von Ramez aus Ägypten, plaudert Hoteldirektor Ganster dann darüber, was Luxusverwöhnte Gäste so mögen. Chinesen zum Beispiel unbedingt Dim Sum schon um sieben Uhr früh. Dann verschwinden sie, machen jeden Tag einen Ausflug. Auch Russen sieht man außer beim Frühstück kaum, sie bleiben am liebsten in ihren Bungalows. Präsent hingegen sind Deutsche, die gerne in Liegestühlen am Teint arbeiten, Salzwasser auf der Haut nicht mögen und unbedingt eine Dusche am Strand zum Glück brauchen. Was ihm als Direktor wichtig ist? Lächelnde Mitarbeiter. "Das haben wir schon geschafft", sagt er. Aktuell beschäftigt ihn ein Hubschrauberlandeplatz am Strand. Ohne den sei Luxus nämlich nicht mehr denkbar. Ihn zu bauen wird Arbeitsplätze schaffen, wird Reiche anlocken. Träume wollen verwirklicht werden - sie sehen von Leben zu Leben anders aus. (Karin Pollack, DER STANDARD, Rondo, 28.3.2014)