Die Neos wollen Kindern durch mehr Bildung die Flügel heben, nicht aber deren Zähne auf Kassenkosten regulieren lassen. Als einzige Fraktion lehnten sie es ab, Kindern und Jugendlichen, bei denen eine erhebliche Zahn- oder Kieferfehlstellung vorliegt, diese Kassenleistung zukommen zu lassen. Das Einkommen der Eltern soll Kindern nicht mehr am Gebiss abzulesen sein, war ein Argument der SPÖ, die das Projekt Gratiszahnspange forcierte. Pro Jahr sollen 85.000 Kinder davon profitieren. Neos-Abgeordnete Beate Meinl-Reisinger erklärte auf Twitter, auch Kinder von Millionären könnten jetzt zur Gratiszahnspange kommen. Die Neos sind gegen das Gießkannenprinzip.

Plötzlich haben die Neos also ihren Sinn für soziale Gerechtigkeit entdeckt und machen sich Gedanken über die Umverteilung. Noch im Nationalratswahlkampf führte Neos-Chef Matthias Strolz die seiner Meinung nach geringe Anzahl von 500 Einkommensmillionären als Argument gegen die Erhöhung des Spitzensteuersatzes an.

Wenn es den Pinken also neuerdings so sehr um den sozialen Ausgleich geht, sollten sie ihre Position zu den Spitzeneinkommen überdenken. Genauso wie ihr Nein zur Wiedereinführung der Erbschaftssteuer.

Denn sonst beweist das Nein zur Gratiszahnspange nur, was ohnehin alle wissen, die Neos selbst aber immer bestreiten: dass sie in Wahrheit Neoliberale sind. Nach dem Motto: Wen schiefe Zähne am Fliegen hindern, der ist selber schuld. (Katrin Burgstaller, DER STANDARD, 28.3.2014)