Den Haag - Nach Einschätzung von Tierschützern wird sich am Montag das Schicksal der Wale in der Antarktis entscheiden. Ab 10.00 Uhr wird der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag urteilen, ob Japan in antarktischen Gewässern weiter Wale jagen darf oder nicht.

Australien hatte Japan vor vier Jahren vor dem höchsten UN-Gericht verklagt. Canberra wirft Tokio vor, "unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung kommerziellen Walfang zu betreiben" und damit gegen ein 1986 erlassenes Moratorium zu verstoßen.

Vorwand der Wissenschaftlichkeit

Während der Anhörungen im vergangenen Sommer erklärten die australischen Klagevertreter, seit 1988 hätten japanische Waljäger mehr als 10.000 der Meeressäuger getötet. Ein Vertreter der japanischen Fischereibehörde bekräftigte indes: Das so genannte JAPRA-II-Programm diene "ausschließlich der wissenschaftlichen Datengewinnung, so dass die Ressourcen bewahrt werden können". Allerdings lassen die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser intensiven "Forschungstätigkeit" auf sich warten, zudem rätseln Biologen, warum die Tiere zu ihrer Erforschung getötet werden müssen.

Dafür landet trotz der wissenschaftlichen Begründung Walfleisch regelmäßig  in japanischen Restaurants - die japanische Regierung rechtfertigt dies mit der kulinarischen Tradition des Landes. Und wegen eben dieser "langen Tradition und Kultur" werde das Land niemals den Walfang einstellen, hatte Fischereiminister Yoshimasa Hayashi vergangenes Jahr bekräftigt. Regierungsvertreter sagten indes vor der Urteilsverkündung, das Urteil des IGH werde befolgt.

Die Internationale Walfangkommission hatte 1986 ein Moratorium erlassen, das die Jagd auf Wale bis auf wenige, wissenschaftlich begründete Ausnahmen verbietet. Japan bezieht sich auf dieses Schlupfloch. Norwegen und Island hingegen betreiben in offenem Bruch mit dem Moratorium kommerziellen Walfang. Wie Japan berufen sich auch diese beiden Länder auf ihre Tradition.

Umweltschutzorganisationen in gespannter Erwartung

Ungeachtet der norwegischen und isländischen Waljäger ist das IGH-Urteil zu Japan aus Sicht der Organisation Sea Shepherd entscheidend für das Überleben der Wale in der Antarktis. Es könnte die bedrohten Meeressäuger in der Region dauerhaft schützen, erklärte die Organisation, die jährlich knapp drei Millionen Euro für Anti-Walfang-Kampagnen ausgibt. Auch bei einem Urteilsspruch gegen Japan würden die anderen Waljäger nicht vom Haken gelassen, sagte Sea-Shepherd-Chef Jeff Hansen.

John Frizell von Greenpeace befürchtet einen Auftrieb für Japans Walfänger, sollte die australische Klage in Den Haag zurückgewiesen werden. "Dann werden sie sich bestätigt fühlen und weitermachen, auch wenn ihre Aktionen immer umstrittener werden", sagte Frizell. (APA/red, derStandard.at, 28. 3. 2014)