Nach dreimonatigen Ermittlungen wurden mögliche Täter gefasst.

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Wien - Der lange mysteriöse Doppelmord in Wien-Ottakring, bei dem am 11. Jänner ein Mann in seinem Auto erschossen wurde und anschließend eine Handgranatenexplosion seinen Beifahrer tötete, scheint geklärt. Die Sondereinheit Cobra nahm am Donnerstag zwei Männer und eine Frau fest. Der 29-jährige Dejan V. wurde in Mattighofen (Bezirk Braunau) auf der Straße erwischt. Für das Geschwisterpaar Kristijan und Renata H. endete der Besuch in einem Fastfood-Restaurant in Eugendorf (Bezirk Flachgau) nicht so wie geplant: Das Duo wurde dort fast zeitgleich mit V. verhaftet und nach Wien gebracht.

Ein Streit um einen "größeren Bargeldbetrag" war das Motiv für die Tat, sind sie überzeugt. Um wie viel Geld es ging und woher dieses stammte, wurde aber noch nicht verraten.

34-Jähriger schoss

Alle drei Verdächtigen gestanden im Lauf des Freitags ihre Beteiligung an dem Verbrechen. Der 34-jährige Kristijan H. gab zu, auf einen der Männer im BMW X5 geschossen und danach die Handgranate gezündet zu haben, die zum Tod des zweiten Mannes führte. Wie seine Schwester, die 42-jährige Renata H., an der Tat beteiligt und ob sie beim Verbrechen anwesend war, muss noch ermittelt werden. Dem dritten dritten Verdächtigen, Dejan V., konnte seine Anwesenheit nachgewiesen werden - er hatte sich bei der Detonation der Handgranate verletzt. Alle drei Verdächtigen wurden am Samstag in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert, die Staatsanwaltschaft stellte Anträge auf Untersuchungshaft.

Bombenfund

Am Freitag Abend wurde im Zusammenhang mit dem Fall in einem Kellerabteil in der Erdbergstraße 103 in Wien-Landstraße eine Bombe gefunden. Einer der Verhafteten hatte im Zuge der Einvernahme einen Hinweis auf die in dem Wohnhaus deponierte Rohrbombe gegeben, gab die Polizei am Abend bekannt.

Die Rohrbombe sollte ursprünglich im Jänner bei der Bluttat in Ottakring eingesetzt werden. Das hat einer der Verdächtigen, der 34-jährige Kristijan H., bei seiner Einvernahme zugegeben, sagte am Samstag Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Bereits am Freitag hatte der 34-Jährige gestanden, die tödlichen Schüsse abgegeben und die Granate gezündet zu haben. Warum er statt der Rohrbombe die Handgranate verwendet hatte, konnte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, vorerst nicht angeben: "Aber der ursprüngliche Plan war, die Tat mit der Rohrbombe durchzuführen."

Überraschung bei Obduktion

Dass es sich überhaupt um einen Doppelmord gehandelt hat, fanden die Behörden erst bei der Obduktion heraus. Zunächst tippten die Ermittler eher auf einen Unfall oder Selbstmord. Doch bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung entdeckte man, dass einer von ihnen unmittelbar vor der Explosion vom Rücksitz aus erschossen worden war.

Auf der Suche nach dieser Tatwaffe könnte die Polizei nun dank des Geständnisses erfolgreich sein. Das Trio hat zugegeben, den Revolver im Großraum Wien weggeworfen zu haben, die Exekutive sucht gegenwärtig danach.

In den Fokus der Polizei war übrigens auch das zweite Opfer, der Deutsche, geraten. Gegen ihn ermittelte schon seit Dezember die Staatsanwaltschaft Wien wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei Importen von Dieseltreibstoff. (Christa Minkin, APA, DER STANDARD, 5.4.2014)