Das Weißeck: Erst ein Blick durch das Tele von Gegenüber macht die Dimensionen klar.

Foto: Thomas Neuhold

Anreise: Die Skitour auf das Weißeck ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar. Mit dem Pkw von Norden auf der A10 Ausfahrt Zederhaus, von Süden Ausfahrt St. Michael und auf der Landesstraße nach Zederhaus. Vom Ort nach Norden zum Weiler Wald (Talschluss).

Route: Von Wald an der Südseite des Riedingbachs auf einem Güterweg zu einem Forsthaus, am Almsteig zur Spandlalm nach Süden. Südwestwärts an einer Jagdhütte vorbei in die Hölle und am Ende des Kares über den breiten Nordhang auf die Felskarspitze. Entlang des Rückens zum Weißecksüdgrat und sehr steil auf den fast fußballfeldgroßen Gipfel.

Aufstieg: 1400 Höhenmeter, 4 Stunden Abfahrt: Durch das Ödenkar nach Norden, im unteren Drittel rechtshaltend bis kurz vor die Brunnwand und entlang eines Steiges zum Schlierersee. Zurück nach Wald entlang des alten Talweges.

Schwierigkeiten/Lawinengefahr: Nur bei absolut stabilen Verhältnissen gehen! Bei der Einfahrt in das Ödenkar oft mächtige Wechten, dann rechts über die Felsen etwas abklettern. Bei Vereisung den Weißeck-Südgrat nur mit Steigeisen begehen, Absturzgefahr! www.lawine.salzburg.at

Einkehr: Kirchenwirt in Zederhaus

Karte: AV-Karte Nr. 45/2, "Niedere Tauern", 1:50.000

Literatur: Christian Heugl, "Meine Spur", Verlag Rupertus, 2006. Hutter/Neuhold, "Salzburger Skitourenatlas", Pustet 2011

Grafik: DER STANDARD

Als vor zwei Jahrzehnten in einschlägigen Fachzeitschriften die ersten Artikel über Skitouren in Zederhaus auftauchten, war der Lungauer Ort nur wenigen eingeweihten Tourenprofis ein Begriff. Manfred Korbaj hatte einige Touren in seinem legendären Buch Schitourenzuckerln beschrieben und auch der Doyen der Salzburger Skibergsteiger, Clemens M. Hutter, hatte in seinen ersten Büchern Zederhaus schon im Fokus.

Zwanzig Jahre später gehört Zederhaus zu den Zentren des Tourensports in Salzburg und weit darüber hinaus. Dafür gibt es gute Gründe: Mit 50 oder mehr - je nach Zählweise - eigenständigen Skigipfeln ist für jeden Gusto etwas dabei. Und das mindestens sechs Monate im Jahr. Die relativ hohe Ausgangslage von zumindest 1200 Meter Seehöhe und die meteorologisch begünstigte Lage garantieren Schneesicherheit. Begünstigt heißt: Bei Nordwestwetterlagen schwappt genug Schnee über den Tauernhauptkamm herüber, kommt das Schlechtwetter von Süden, entleert Frau Holle ihre Tuchent an den Südhängen der Zederhauser Berge.

Der dritte Grund für den Skitourenboom in der 1200 Einwohner zählenden Gemeinde ist weniger charmant, offenbart er doch eine Lebenslüge der Skibergsteiger: Die allermeisten huldigen ihrer Leidenschaft als Form des sanften Tourismus, als sanfte Sportart im freien Gelände; gleichzeitig genießen sie die leichte Erreichbarkeit von Zederhaus, das unmittelbar an der Tauernautobahn liegt.

Für Zederhaus selbst sind die Skitourengeher im Winter und die Wanderer im Naturpark Riedingtal im Sommer jedenfalls wirtschaftlich ein Segen. In dem abgeschiedenen Talschluss wurde dieses Frühjahr mit dem Bau eines eigenen Alpincenters begonnen.

Auch Kirchenwirt Peter Gruber - selbst leidenschaftlicher Tourengeher - hat sich in den Wintermonaten ganz auf die Skitouristen spezialisiert. Als Gebietskenner gibt er auch bereitwillig Auskunft, wo die Bedingungen aktuell gerade besonders lohnend sind.

Und die Autobahn? Die wird bis 2017 fast völlig unter Tage verschwunden sein. Bereits seit Monaten wird an einer Einhausung der A10 gebaut.

Pulver und Firn

Mit 2711 Metern ist das Weißeck der höchste Gipfel in Zederhaus. Auch wenn er technisch nicht zu den schwierigsten zählt, der lange Anstieg durch das von dolomitartigen Zacken eingerahmte Kar namens Hölle, der steile Südgrat und die rassige Einfahrt in das Ödenkar sind nichts für Tourenneulinge.

Dem routinierten Skibergsteiger eröffnet die Tour freilich ein wahres Paradies. Denn wer bei der Abfahrt durch das rein nach Norden ausgerichtete Ödenkar den richtigen Zeitpunkt erwischt, der kann dann oft sogar zwischen schattseitigem Pulver und sonnseitigem Firn auswählen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Album, 5.4.2014)