Schon 100 tägliche Kilokalorien über der empfohlenen Menge können zur Gewichtszunahme führen.

Foto: Franz Peter Rudolf - Fotolia

Seit 1980 hat sich die Zahl der übergewichtigen Menschen weltweit verdoppelt. Wer den Vormarsch dieser Pandemie aufhalten möchte, ist auf genauere Kenntnisse der Entstehung von Übergewicht angewiesen. Mit diesem Ziel vor Augen hat eine Forschungsgruppe um Christoph Beglinger vom Universitätsspital Basel das Völlegefühl bei Normal- und Übergewichtigen verglichen.

In ihrer Studie kommen die Wissenschaftler zum Schluss, dass Übergewichtige schneller essen: Sie brauchen weniger Zeit als Normalgewichtige, um sich satt zu fühlen, nehmen aber trotz der kürzeren Zeitspanne, die sie für die Nahrungsaufnahme aufwenden, mehr Kalorien zu sich.

Bis sich das Völlegefühl meldet

Das Team um Beglinger hat zwanzig Normal- und zwanzig Übergewichtige gebeten, morgens auf nüchternen Magen ein Ernährungsgetränk zu sich zu nehmen. Die Probanden durften so viel und so schnell trinken, wie sie wollten, und kreuzten alle drei Minuten an, wie satt sie sich fühlten.

Im Schnitt gaben Übergewichtige schon nach zehn Minuten an, satt zu sein, fast vier Minuten früher als Normalgewichtige. Doch in diesen zehn Minuten konsumierten sie durchschnittlich ungefähr 85 statt wie die Normalgewichtigen nur etwa 50 Kilokalorien pro Minute. So nahmen sie trotz der kürzeren Zeitspanne der Nahrungsaufnahme etwa 140 Kilokalorien mehr zu sich, bevor sich ihr Völlegefühl meldete.

Langsam essen

"Schon 100 tägliche Kilokalorien über der empfohlenen Menge können zur Gewichtszunahme führen", schreiben die Forschenden in ihrer Studie. "Deshalb ist das hohe Esstempo ein Faktor, der möglicherweise zum Übergewicht beiträgt."

Auch wenn es schwierig ist, das Essverhalten zu ändern, so deuten die neuen Resultate darauf hin, dass in diese Richtung zielende Therapien vielversprechend sind. "Langsam essen ist nicht nur gesund, es dürfte auch beim Abnehmen helfen", sagt Beglinger. (red, derStandard.at, 8.4.2014)