Objekt aus Beton von Anne Schneider.

Foto: Andrew Phelps

Der große Saal des Künstlerhauses hat derzeit etwas von einer Einsiedelei: Zu den Objekten der österreichischen Bildhauerin Anne Schneider gehört ein mit Jutesäcken überzogenes Bett, das einen privaten Rückzugsraum andeutet. Man fragt sich, ob die spartanische Liege vielleicht der geeignetste Ort ist, um Schneiders Minimal Art auf sich wirken zu lassen. Darauflegen darf man sich nur gedanklich.

Das raffinierte Spiel mit Material-Illusionen erschließt sich jedenfalls am ehesten dem beweglichen Betrachter: Da gibt es etwa auf Stahlstäben aufgespießte Würste oder Säcke, auf denen Nähte zu sehen sind; auf einem Spieß steckt eine Art Stoffpuppe mit ausgerissenem Arm. Aus der Entfernung könnte man sie für weich halten. Erst beim Näherkommen wird klar, dass es sich um Beton handelt, der mithilfe von Stoffsäcken gegossen wurde.

Schneiders Personale wirkt weniger wie eine Ausstellung von Einzelobjekten als eine raumgreifende Installation. An den zehn Exponaten finden sich keine Titel, wodurch die Werkgrenzen verschwimmen. Die Schau im Künstlerhaus gleicht einer weiten Landschaft, die durchmessen werden möchte und dabei immer neue Perspektiven eröffnet. Der Blick wird auf "Dialoge" zwischen den Arbeiten gelenkt, etwa zwischen der Liege und einer Wand, die komplett mit Jute ausgekleidet ist.

Ein Bezugspunkt der 49-Jährigen ist die Arte Povera: Diese Kunstrichtung entstand in den 1960er- und 1970er-Jahren in Italien und verwendete "arme", das heißt alltägliche und kunstferne Materialien wie Holz, Filz oder Erde. Ein Vertreter dieser "armen Kunst" ist Michelangelo Pistoletto, dessen Meisterklasse an der Wiener Akademie der bildenden Künste Schneider in den 90er-Jahren besuchte.

Für eine Ausstellung im Linzer Lentos 2008 mit dem Titel Nichts ohne den Körper arbeitete Anne Schneider mit Wachs, um "Abdrücke" des Körpers sichtbar zu machen. Bei den runden Betonobjekten im Salzburger Kunstverein geht es ihr eher darum, mit Kleidung bedeckte Körperformen nachzuempfinden. (Roman Gerold, DER STANDARD, 12.4.2014)