Wien – Ostern wird's, und es schleichen sich Glaubensthemen ins säkularisierte Konzertleben. Dass dies Routine ist, schließt angenehme Überraschungen nicht aus. Vor gut zwanzig Jahren war der "symphonische Psalm" König David von Arthur Honegger zuletzt im Musikverein zu erleben. Dass das Stück aus einer Schauspielmusik hervorging, daran erinnert noch der für die spätere Fassung neu hinzugekommene Erzähler mit seinem bibelnahen Text, daran erinnern auch effektvolle Posaunensignale.

Ansonsten ist die Musik ganz Oratorium zwischen Neobarock und modernistischem Anstrich der 1920er Jahre mit einem deutlichen Übergewicht an strahlenden Dur-Klängen, aber charakteristischen Schärfungen und süffiger, aber origineller Melodik. Eine ideale Gelegenheit für das Radiosymphonieorchester Wien, aus dem Vollen zu schöpfen – vor allem unter den Händen eines Klangmagiers wie Vladimir Fedosejev, der auch die schlichten Stellen ernst nahm und für wirkungsmächtige, aber nie nur effektvolle Brillanz sorgte.

Ähnlich prominent auch die solistische Besetzung: Ildikó Raimondi bot mit noch immer strahlkräftigem Sopran fromme Fröhlichkeit, Mezzosopranistin Hermine Haselböck in der Alt-Partie sonore, füllige Kantilenen. Tenor Norbert Ernst vereinte präzise Diktion mit geschliffenen Phrasen. Munter auftrumpfend der Wiener Singverein, der das Werk mit Fedosejev 2012 auch in Moskau gab.

Michael Heltau erzählt

Und ein echter Luxus war die hier märchenhaft jenseitige Andrea Jonasson für die kleine Passage, in der die Hexe auftritt. Michael Heltau erzählte die Geschichte mit Fantasie und Distanz – und mit viel Freiheit, was seinen Text im Einzelnen betraf. Doch er erzählte so, als hätte er König David persönlich gekannt. (Daniel Ender, DER STANDARD, 12./13.4.2014)