Wien - Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wird aller Voraussicht nach in die Beipacktexte für Arzneimittel zur Hormonsubstitution einen stärkeren Warnhinweis bezüglich der erhöhten Krebsgefahr vorschreiben. "In die Fach- und Gebrauchsinformation soll ein Hinweis aufgenommen werden, dass bei langfristiger Anwendung ein erhöhtes Krebsrisiko besteht. Wir werden uns in Österreich dem wahrscheinlich anschließen müssen", erklärte der zuständige Experte im Gesundheitsministerium, Prof. Dr. Robert Schlögel, am Mittwoch.

In Deutschland rascher verschrieben

Schlögel, für medizinische und pharmazeutische Angelegenheiten zuständig, betonte allerdings, dass in Österreich die Situation bezüglich der Hormonsubstitution bei Frauen nach dem Wechsel anders als in Deutschland sei: "In Deutschland werden die Hormonpräparate rascher verordnet. Bei uns (in Österreich, Anm.) wird das viel differenzierter betrachtet. Die österreichische und die Wiener 'Schule' ist da restriktiver." Deshalb hätten sich die deutschen Behörden offenbar zu einem spontaneren Handeln entschlossen. Die Maßnahmen würden wahrscheinlich schon in einigen Wochen ergriffen werden.

Aus Deutschland wird berichtet, dass etwa 40 Prozent der Frauen in der Menopause eine Hormonersatztherapie bekommen. Laut dem Präsidenten der Österreichischen Krebshilfe, dem Wiener Gynäkologen Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, erhalten in der Alpenrepublik etwa 20 Prozent der Frauen zwischen 50 und 70 eine solche Ersatztherapie.

Schlögel betonte, dass man in Österreich die Situation nun in Ruhe bewerten werde: "Der Oberste Sanitätsrat ist beauftragt worden, die neue Studie im 'Lancet' zu beurteilen." Auch diese Studie hätte "gewisse Schwachstellen". Bei Brustkrebs spielten auch viele andere Komponenten, zum Beispiel Übergewicht, Alkoholkonsum, Nikotin und psychische Umstände eine Rolle. (APA)