Valina aus Linz haben keine Zeit zu jammern. Sie sind zu sehr mit ihrer Musik beschäftigt. Das trägt Früchte.

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Wien - Anatol Bogendorfer wirkt zufrieden. Das ist selten bei einem österreichischen Musiker aus dem Independentsegment. Gerade dort wird oft am meisten gelitten. Viele dieser Musikerinnen und Musiker vermuten wahrscheinlich zu Recht für ihre Kunst ein größeres Publikum, aber das Radio mit dem "Ö" vorn ignoriert diese Zielgruppe fast gänzlich.

Bogendorfer ist das wurscht. Er will nicht unsolidarisch sein, aber an eine Quote als Heilsbringer für heimische Musik glaubt er eher nicht. Da scheint ihm die Frauenquote wichtiger. Aber über die Quote für heimische Musik im Radio denkt er so wenig nach wie über den Amadeus. Das ist ein Musikpreis ohne Bedeutung. Nicht nur für ihn.

Bogendorfer ist 35 und Hornbrillenträger, ist Gitarrist und Sänger der Linzer Band Valina. Anselm Dürrschmid spielt Schlagzeug, Husbert Huber Bass. Eben hat das Trio sein viertes Album veröffentlicht, ab Freitag sind sie unterwegs, um Container, so lautet der Titel, live zu präsentieren. Erschienen ist es beim Label Trost Records.

Valina spielen eine aus dem Hardcore abgeleitete Rockmusik. Modern und zeitlos. Hart, dabei eingängig, verspielt, aber nicht virtuos im Sinne des Musiklehrers. Und sie werden immer besser. Das neue Album ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich die Konsequenz der Band auszahlt. Ihre Hartnäckigkeit fördert eine Karriere, die Valina mittlerweile nach Südamerika und mehrfach in die USA führte, in Europa ist man sowieso fast überall aufgetreten.

Ins kalte Wasser springen

"Man muss halt bereit sein, immer wieder ins kalte Wasser zu springen. Wenn wir ein Angebot haben, in Südamerika zu spielen, sind wir bereit, das Risiko einzugehen, dass wir manchmal nur vor 50 Leuten spielen und gerade die Fahrtkosten hereinbringen. Aber beim nächsten Mal sind es vielleicht schon 200. Es ist die klassische Ochsentour."

Valina haben schon mehrere Ochsentouren absolviert und spielen heute in Barcelona in Clubs, die mit 300 Besuchern ausverkauft sind. Das ist nicht das Praterstadion, aber es freut Valina. "Man kann nicht nur von Geld allein leben", sagt Bogendorfer und grinst.

Denn da könnte ja jeder kommen. Deshalb haben Valina alle Angebote abgelehnt, die ihre Musik für Werbespots verwenden wollten. In einem Fall wäre es die Werbung eines Fleischhändlers geworden. Lieber nicht.

Valina wissen, dass sie nicht die einfachste Musik spielen. "Nicht dass wir uns einer größeren Karriere verschließen würden. Aber wir finden halt schräge Orte und Kulturen spannend, und wir sind lieber ein Teil davon." Der ökonomische Faktor spielt dabei keine besondere Rolle. Live spielen, das ist wichtig. Rund 60 Konzerte spielen Valina pro Jahr, manchmal mehr. Pro Abend wieder ein paar Leute konvertiert, neue Fans gewonnen zu haben, das zählt. Genauso wurde Bogendorfer als Teenager selbst verführt.

Live spielen heißt auch, die Studiokosten abzuzahlen. Die Band ließ Container wieder von Steve Albini in Chicago aufnehmen. Das sei leistbar und kein exzentrischer Luxus, sondern primär eine künstlerische Entscheidung. Der berühmte Aufnahmetechniker (Nirvana, Pixies, PJ Harvey und hunderte andere mehr) gilt als Garant dafür, dass der Plattensound dem Livesound der Band am nächs- ten kommt. Ohne technische Blähungen.

Klar wisse man um die Strahlkraft Albinis, aber bei ihm aufzunehmen sei deshalb noch lange kein Naschen an seiner Popularität. "Er hat viele Bands aufgenommen, die nie in die Nähe der Bekanntheit von Nirvana gekommen sind, die wir aber als Teenager toll gefunden haben."

Loyale Sturschädel

Steve Albini zählt zu den Konstanten der Band, ebenso wie ihr kleines heimisches Label. Zwar hätte es Möglichkeiten gegeben, anderswo zu veröffentlichen und vielleicht mehr Alben zu verkaufen, aber man habe aus Loyalität darauf verzichtet. "Wir haben Respekt vor so Sturschädeln, wie unser Labelchef einer ist. Das ist uns mehr wert." (Karl Fluch, DER STANDARD, 16.4.2014)