Die Geschichte des ORF ist eine Geschichte der Geschäfte. Geschäfte zwischen Politikern und dem öffentlich kontrollierten Rundfunk. Geschäfte zwischen von Regierung, Bundesländern, Parteien, Kammern, Kirchen und ORF-Betriebsräten entsandten Aufsichtsräten (und damit Generalswählern) und Machthabern im ORF.

Eine Geschichte der Geschäfte über Führungspersonal und einfache Redakteure, über Europastudios für Landeshauptleute, über Beiträge oder Nichtbeiträge in der Zeit im Bild, mehr oder weniger Wahlkonfrontationen. Geschäfte über mehr Gebühren, über mehr Werbezeit oder weniger Konkurrenz. Über Generaldirektoren nach den Vorstellungen von Kanzlern (oder Geschäfte, um gegen ihre Vorstellungen General zu bleiben). Über Landesdirektoren nach Wünschen der Landeshauptleute. Über Jobs und Aufträge für Aufsichtsräte, die noch selbst den neuen General gewählt haben und nun ORF-Direktoren sind - oder einst plötzlich nach einer Generalswahl schuldenfrei waren.

Diese Geschichte stellt den ORF, sein Führungspersonal und seine Aufsichtsräte unter einen Generalverdacht. Seit 2011 dürfen Stiftungsräte nicht direkt ins Management wechseln. Sie müssen Geschäfte mit dem ORF den Prüfern des Gebührenfunks melden; ab 5000 Euro im Jahr muss sie der Stiftungsrat genehmigen.

Aber es liegt an den Personen, den historischen Generalverdacht täglich transparent zu widerlegen - wie es viele ORF-Redakteure, so manche Führungskraft, so mancher Aufsichtsrat schon tun. (Harald Fidler, DER STANDARD, 24.4.2014)