Es hat sich ein gewisser rotziger Ton in der Regierungsspitze breitgemacht, wenn es darum geht, die über die Schulen verhängten Sparziele zu verteidigen. Der Kanzler meint, darauf hinweisen zu müssen, es könne ja nicht sein, "dass es so etwas wie ein Effizienzverbot für die Schule gibt". Der Vizekanzler glaubt, mit dem Sager, dass "nicht jede Schulbank umgekippt werden muss", im bösen Spiel um die Schulen Meter machen zu können.

Man möchte den beiden "Kapitänen" auf dem havarierten rot-schwarzen Regierungskahn raten, sich doch einmal mit dem "echten Leben" da draußen zu konfrontieren. Sie sollten Schulklassen besuchen, in denen Jugendliche mit Hoffnungen auf ein gutes Leben als Erwachsene sitzen und von den desaströsen Umständen in vielen Schulen daran gehindert werden, diese auch abzuschließen. Sie werden vom Schulsystem ausgespuckt wie ein alter Kaugummi – mit System.

Dabei gab und gibt es genügend Schlechtwetterwarnungen, seit Jahren. Es wäre also nur vernünftig gewesen, darauf endlich zu reagieren. Ein Akt souveräner politischer Leitlinienkompetenz wäre gewesen, wenn das Regierungsduo gesagt hätte: Der Bildungsbereich wird von der selbstauferlegten Spar-Rosskur ausgenommen. Dann hätte diese Regierung Weitblick bewiesen. Aber das wäre unbequemer gewesen, hätte regierungsintern höheren Diskursaufwand bedeutet, und den wollten weder Kanzler noch Vizekanzler. Auch das spricht Bände über deren Politikverständnis. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 24.4.2014)