Unter den Bäumen neben der Kirche St. Jakob am Pfarrplatz sitzen geht immer.

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Fast unwirklich erscheint es mir jedes Mal, wenn ich in Wien-Döbling Richtung Pfarrplatz abbiege, so als würde ich in eine andere Zeit katapultiert. Unten auf der Heiligenstädter Straße tummeln sich Menschen, Straßenbahn und Autoverkehr, und nur wenige hundert Meter entfernt würde es mich nicht überraschen, käme mir eine Pferdekutsche mit einem hochwohlgeborenen Paar aus dem 19. Jahrhundert entgegen.

Nach einem Jahrzehnt in verschiedenen Bezirken in Zentrumsnähe ist es für mich quasi "Landleben" mit U-Bahn-Anschluss. Auch meinem Faible für Geschichtliches kann ich nun ganz ungeniert frönen, lebe ich hier doch zwischen mehreren Beethoven-Wohnstätten und alten Weinhauerhäusern. Gleich nebenan befindet sich die Kirche St. Jakob, deren Entstehung sich bis ins fünfte Jahrhundert zurückverfolgen lässt.

Das Haus, in dem sich meine und drei weitere Wohnungen befinden, ist nicht ganz so alt, hat mit 350 Jahren aber auch schon so einiges erlebt. War es lange Zeit ein Weinhauerhaus, wurde das Erdgeschoß später zu einem Greißler umfunktioniert. Das Aufkommen der großen Supermarktketten läutete vermutlich schließlich das Ende dieser Aufgabe ein, heute wartet es im Dornröschenschlaf auf eine Wiederbelebung.

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Auch die Weinberge sind nur einen Katzensprung entfernt und laden zum Spazierengehen und Wien-Blick-Genießen ein. (Claudia Natschläger, derStandard.at, 4.6.2014)