Elisabeth Penkers "Split Representation" von Walter Benjamin.

Foto: Elisabeth Penker

Wien - Elisabeth Penker und Ferdinand Penker sind nicht miteinander verwandt. Das sei schon mal verraten, auch wenn die Unterschiedlichkeit ihrer Arbeiten diese Annahme eigentlich unterstützt. In dem relativ schmalen Raum Charim Events in der Schleifmühlgasse hat Michael Stuart Hall zum einen jüngste Fotocollagen von Elisabeth Penker (geb. 1974) versammelt. Sie zeigen berühmte Persönlichkeiten (u. a. Walter Benjamin, Simone de Beauvoir, Frantz Fanon, Angela Davis), die die Künstlerin allerdings ungewohnt porträtiert: Anstelle der klassischen Ansicht von vorne oder der Seite hat sie sich mit der Split Representation einer über viele Kulturkreise hinweg gebräuchlichen alten Porträttechnik bedient. Dabei werden zwei Profilansichten des Gesichts so gegeneinander verschoben, dass sich in der Mitte eine "ganze" Ansicht ergibt.

Schon Claude Levi-Strauss hat das Phänomen untersucht, allerdings fällt einem angesichts der von Penker außerdem mit diversen farbigen Formen markierten Porträts auch unweigerlich der Rorschachtest ein: Damit spielt die Imagination der Betrachter notwendigerweise in die Persönlichkeitsfindung hinein, was dieser fast vergessenen Form der fragmentierten Repräsentation von Subjekten etwas sehr Adäquates, überaus Zeitgemäßes verleiht.

Künstler Ferdinand Penker hat dagegen weniger mit dem Porträt als mit dem von Elisabeth Penker ebenfalls porträtierten Linguisten Ferdinand de Saussure gemein: Einmal abgesehen von der abermaligen Namensgleichheit hat die Analyse von Strukturen und Formen jedenfalls auch im Werk des 1950 in Klagenfurt geborenen Ferdinands eine sehr wichtige Rolle gespielt.

In der Schleifmühlgasse ist Ferdinand Penker, der seit den 1970er-Jahren mit dem Verhältnis von Bild, Fläche und Raum befasst ist, unter anderem mit seinen sogenannten Leaners vertreten. Das sind schmale, blassblaue Stelen, die er - dem Verdoppelungsmotiv der Schau durchaus entsprechend - als Träger seiner strukturellen Malerei und gleichzeitig als Module für präzise platzierte raumspezifische Interventionen einsetzt. (Christa Benzer, DER STANDARD, 30.4.2014)