Marschieren, demonstrieren: Maifeiern mit der KPÖ in Graz.

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Fahnen schwenken, Transparente halten, mitunter mit Unterstützung der Sozialistischen Jugend.

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Demonstrieren, campieren: Auch Martin Ehrenhauser von Europa anders ist mit dabei.

Foto: Colette Schmidt

Graz - Der Maiaufmarsch der KPÖ Graz stellte heuer "Arbeit und Frieden" in den Mittelpunkt. Auf dem Transparent, das die Parteigranden, der ehemalige Langzeit-Stadtrat Ernest Kaltenegger, Landtagsklubchefin Claudia Klimt-Weithaler und ihr Genosse im Landtag Werner Murgg, trugen, prangte statt Hammer und Sichel eine Friedenstaube. In Graz marschieren auch Türken und Kurden traditionell beim am 1. Mai mit der KPÖ mit. "Yaşasın 1 Mayis" steht auf einem der Transparente, die vom Südtirolerplatz durch die Herrengasse getragen werden. "12-Stunden-Arbeitstag? Seid‘s deppert?" auf einem anderen. Vorneweg spielt das Sandala Orkestar  Balkansounds. Kinder und Jugendliche tragen ein großes Bild von Berkin Elvan, jenem Jugendlichen, der bei den Protesten um den Istanbuler Gezi-Park im Vorjahr von einer Tränengasgranate der Polizei am Hinterkopf getroffen wurde und nach Monaten im Koma diesen März mit nur 15 Jahren verstarb.

Man passiert dabei auch einen leeren Hauptplatz, wo in vergangenen Jahren die steirische SPÖ nach ihrem Marsch anzutreffen war. Doch die SPÖ marschiert in Graz nicht mehr, sondern trifft sich wie schon im Vorjahr wieder auf dem Schlossberg – ohne Parteichef Franz Voves. Der verbringt den Tag lieber bei den Genossen in Kapfenberg. Dafür gingen vereinzelt Mitglieder der Sozialistischen Jugend beim Marsch der KPÖ mit.

"Sand und Lügen"

Bei der Schlusskundgebung am Eisenen Tor rechnete Landtagsmandatar Werner Murgg mit der EU ab, die niemals ein Friedensprojekt sei, sondern  "knallhart die Interessen des Kapitalismus" vertrete. Den "zu Recht gegen Korruption protestierenden Menschen am Maidan in Kiew" hätten EU-Diplomaten "Sand und Lügen in die Augen gestreut", so Murgg, der gleich beruhigt: "Aber keine Angst, die steirische KPÖ wird weder Putin noch Russland heilig sprechen, dass erledigen schon die Popen".

Und natürlich wird die Abschaffung des Pflegeregress von den Kommunisten gefeiert, den die Landesregierung am Dienstag bekannt gegeben hatte. 18.000 Unterschriften hatte man gegen den Regress, den Kinder – nur in der Steiermark – für die Pflege ihrer Eltern zahlen mussten – seitens der KPÖ gesammelt. Wie oft habe man in den letzten Jahren nicht von der Regierung "vorgerechnet bekommen, dass die Steiermark finanziell zusammenbricht, wenn sie ihn abschaffen", bemerkt Murgg spitz.

Grazer Protestzelt

Am Eisernen Tor hat heuer auch der Spitzenkandidat von Europa anders, Martin Ehrenhauser seine Protestzelte aufgeschlagen. Perfektes Timing. Er und ein Kurdenvertreter hatten zuvor am Südtirolerplatz Ansprachen gehalten. Er habe "Hochachtung vor dem, was KPÖ-Stadträtin Elke Kahr in Graz leistete", sagt er dem standard.at, "wenn in Graz dank der KPÖ ein bisserl mehr geht", würde er sich freuen. Die Bevölkerung ginge hier aber genau so freundlich auf ihn zu wie in Linz und Wien. Die Nacht verbrachte der sichtlich durchfrorene Ehrenhauser, der bei Sonnenschein mit Mantel und Schal unterwegs war, auch in Graz im Zelt. Allein war er nie – Wahlbündnispartner von Piraten und KPÖ und andere leisteten ihm Gesellschaft.

Die Internationale ertönt am Ende vom Band, als es schon donnert. Dann kommt ein ordentlicher Wolkenbruch. Perfektes Timing. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 1.5.2014)