Johann Strake. Hilfsarbeiter, zusammen mit seinen Kollegen Eduard Fuhrmann, Rudolf Schiebl, Michael Schmiedl und Adolf Trzil laut Tagesbericht der Gestapo "über Aufforderung des Lagerleiters der Firma Austria festgenommen, weil sie gegen einen militärischen Aufseher, der einen sowjetrussischen Kriegsgefangenen wegen Disziplinlosigkeit zurechtgewiesen hatte, in demonstrativer Weise Stellung genommen hatten".

Rudolf Engelbert Bruno Spitzl. Priester des Benediktinerordens mit dem Ordensnamen Bruno. Ab 1931 wirkte er als Pfarrer in der Pfarre Dornbach. Er gewährte dem der Widerstandsgruppe Österreichisches Nationalkomitee angehörenden Otto Schmeiser und anderen Widerstandskämpfern gegen das nationalsozialistische Terrorregime in der Kirche am Rupertusplatz Unterkunft und unterstützte Fluchthelfer.

Jüdin, Sozialist und Homosexueller

Bina Mittelmann. Als Jüdin aus rassistischen Gründen verfolgt und am 2. November 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo sie unbekannten Datums ermordet wurde.

Karl Mladek. Verhaftung durch das austrofaschistische Regime am 15. Juni 1937. Laut Staatsanwaltschaft Wien hatte er sich bei den Revolutionären Sozialisten (RS) "durch die wiederholte Abnahme von verbotenen Druckschriften" engagiert und damit gegen das Staatsschutzgesetz verstoßen. Drei Monate Arrest.

Karl Mitterhauser. Laut Tagesbericht der Gestapo am 1. Dezember 1938 "wegen homosexueller Betätigung festgenommen und dem Polizeigefangenenhaus eingeliefert.

Lokalbezug

Fünf Beispiele, willkürlich herausgegriffen aus fast 1900 Lebensläufen von Verfolgten, Widerstands- und Freiheitskämpfern während der Jahre zwischen 1934 und 1945, die der Autor, selbst Hernalser, in neunjähriger Arbeit aus Quellen vor allem des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, aber auch aus einschlägiger Literatur und in persönlichen Kontakten zusammengetragen hat. Der Lokalbezug zu diesem Wiener Bezirk bestand nicht nur in der Wohnadresse der Menschen, denen, sei es als Opfer, sei es für ihr mutiges Eintreten gegen Unrechtsregimes, hier ein Denkmal gesetzt wird. Auch Handlungen des Widerstandes, wenn sie von Hernals ausgingen, sind berücksichtigt, wobei politische Gesinnung oder weltanschauliche Orientierung keinen Einfluss auf die Zusammenstellung hatte.

Viele der Menschen, die Lehner mit diesem Buch aus dem Vergessenwerden in Archiven zurück in das Bewusstsein der zeitgeschichtlich Interessierten holt, waren schon im Kampf gegen den Austrofaschismus aktiv. Bei den Widerstandskämpfern und -kämpferinnen gegen die NS-Diktatur wird, worauf Wolfgang Neugebauer in seinem Geleitwort hinweist, die Bedeutung der Gruppe um die illegale Zeitschrift Wahrheit deutlich. "Diese von dem slowenischen Kommunisten Karel Hudomalj initiierte Widerstandsgruppe war eine der wichtigsten in dieser Zeit, weil es gelang, neben Kommunist/innen auch Sozialist/innen (wie den nachmaligen Minister Alfred Migsch) und ehemalige Christlichsoziale sowie eine große Anzahl von 'Ostarbeitern' zu gemeinsamen Aktivitäten zu vereinen."

Nicht alle vergessen

Erschütternd auch die hohe Zahl von Jüdinnen und Juden, die aus Hernals in Konzentrationslager, Ghettos und in die Vernichtungsstätten Auschwitz oder Maly Trostinez deportiert wurden. Wo, wenn auch meist nicht exakt wann sie ermordet wurden, geht aus den Unterlagen hervor. Bei Widerstandskämpfern, die nicht aus rassistischen Gründen verfolgt wurden, findet sich oft der Satz: Sein/Ihr weiteres Schicksal geht aus der Quelle nicht hervor.

Nicht alle in dem Buch aufgeführten Namen wären ohne Lehners Arbeit heute vergessen, Alfred Migsch ist nicht das einzige Beispiel für Personen, die überlebten und nach 1945 eine Rolle im politischen Leben der Zweiten Republik spielten. Allen voran zu nennen Christian Broda, der sich als Justizminister der Regierung Kreisky mit der Reform des Straf- und des Familienrechts einen dauerhaften Platz in der österreichischen Justizgeschichte gesichert hat. Er wurde Anfang Juni 1943 von der Gestapo in Brüssel verhaftet, nach Wien überstellt und wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor dem Reichskriegsgericht angeklagt. Da die Kontakte zu seiner Widerstandsgruppe intakt geblieben waren, erhielt er Informationen über die Beweislage und konnte seine Verantwortung so gestalten, dass er mit nur drei Monaten Haft davonkam.

Bock und Schärf

Fritz Bock wurde nach 1945 Handelsminister und Vizekanzler. 1935 war er Bundeswerbeleiter der Vaterländischen Front, leistete Propagandaarbeit für die von Bundeskanzler Schuschnigg für den 13. März 1938 angesetzte Volksbefragung, wurde daher von den Nazis besonders gehasst und am 1. April 1938 mit dem ersten Transport in das KZ Dachau deportiert. Freigelassen, aber unter Polizeiaufsicht, knüpfte er Kontakte zur Widerstandsgruppe 05. Später wurde er Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des Widerstandes.

Adolf Schärf, später Bundespräsident, inhaftiert sowohl von den Austrofaschisten wie von der Gestapo, scheint ebenso auf wie Franz Olah, von 1. April 1938 bis 1945 in verschiedenen Konzentrationslagern, spä-ter ÖGB-Präsident und Innenminister, nach dem Ausschluss aus der SPÖ erfolgloser Parteigründer.

Zusätzlich wertvoll wird Lehners Heimatbuch, weil die Namensliste durch Aufsätze über die Folgen des Ersten Weltkriegs, eine Opferbilanz der Naziherrschaft, eine Liste von den Nazis aufgelöster Vereine, den Bericht des ersten Bezirksvorstehers von Hernals, Alois Brunner, über die Wochen nach der Befreiung und einen Essay über Faschismus als Persönlichkeitsproblem ergänzt wird. (Günter Traxler, DER STANDARD, 3.5.2014)