Gerald Heidegger (ORF.at), ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, Günther Ogris (Sora-Institut) bei der Präsentaton der neuen App.

Foto: orf/orf.at
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Wien - Die "blaue" ORF-Nachrichtenseite als ständiger Begleiter: Das will der öffentlich-rechtliche Sender mit der ORF.at-News-App erreichen. Am Dienstag wurde die Anwendung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz präsentiert. Die Überführung der "meistgenutzten Nachrichten-Webseite Österreichs" auf Smartphones und Co sei der "wesentliche nächste Schritt" in der Mobil-Strategie des ORF.

"Das Motto lautet: ORF.at geht mit Ihnen mit", erläuterte Gerald Heidegger. Beibehalten werden soll die Verlässlichkeit und der schnelle Überblick aller relevanter Nachrichten, allerdings gehe man bei Ladegeschwindigkeit und der Navigation einen Schritt weiter, als es etwa mit der mobilen Browser-Version möglich ist. So komme man "wischend durch das gesamte Nachrichtenangebot", wie der ORF.at-Chefredakteur betonte.

"Weiter- und mitwachsen"

Um nichts zu verpassen, werden Breaking News in den Header der Anwendung eingebunden, zusätzlich wird es Verknüpfungen zu TV- und Radio-Inhalten geben. Diese wolle man künftig noch weiter ausbauen, so Heidegger. Man habe sich bei der Entwicklung das Nutzerverhalten sehr genau angesehen, "um damit weiter- und mitzuwachsen". Bis dato verzeichneten Apps des ORF, etwa zur TVthek, der Ski-WM in Schladming oder der Nationalratswahl 2013, drei Millionen Downloads. Die Inhalte von sport.ORF.at sollen schließlich im Herbst in eine App übersetzt werden.

Zum Start der News-Anwendung, die laut Heidegger dem ORF-Gesetz entsprechend "keine anderen Zusatzangebote" liefert, gibt es auch ein EU-Wahl-Spezial. Dafür wurden Inhalte der unterschiedlichen Redaktionen zusammengeführt, zusätzlich gibt es Video- und Audio-Beiträge und umfangreiches Datenmaterial. So kann etwa die Mandatsverteilung im EU-Parlament studiert werden oder sind die nationalen Ergebnisse der vorangegangenen EU-Wahl abrufbar.

Europastudie

Dieses Thema setzt sich nicht nur in den weiteren Angeboten des ORF fort, sondern veranlasste das Medienunternehmen auch, eine Europastudie durchführen zu lassen. "Österreich hat wie wenige Ländern vom EU-Beitritt und der EU-Osterweiterung profitiert", so Wrabetz. Dennoch herrsche in der Bevölkerung eine große EU-Skepsis. Um real existierende oder vermutete Informationsdefizite zu identifizieren, befragte das SORA-Institut im Februar 1.208 wahlberechtigte Personen.

Demnach findet zwar eine Mehrheit von 58 Prozent, dass sich die EU in eine falsche Richtung entwickle. Gleichzeitig gibt es aber eine hohe Zustimmung für mehr Zusammenarbeit in Europa, wie Sora-Geschäftsführer Günther Ogris darlegte. "45 Prozent der Befragten haben aber dennoch das Gefühl, dass sie durch die EU-Mitgliedschaft Österreichs Nachteile erleiden." Ein EU-Austritt wird von rund Dreiviertel allerdings eindeutig abgelehnt.

Die Gruppe der EU-Affinen ist im Vergleich eher jünger und weiblich und setzt sich vorwiegend aus Personen der höher gebildeten Mittelschicht zusammen. EU-Skeptiker sind hingegen eher älter bei einem niedrigeren Haushaltseinkommen. Überwiegend männlich sind jene Österreich, die der EU ambivalent gegenüberstehen und im Clustervergleich über das höchste Einkommen verfügen. "Grundsätzlich nimmt die EU in den Köpfen der Österreicher immer mehr Platz ein und ist ein wichtigeres Thema geworden, als sie es noch vor zehn Jahren war", so Ogris.

Die Umfrage zeige auch, dass der Informationsstand über die EU laut Selbsteinschätzung als relativ gering angesehen wird. Etwa über europäische Kandidaten und Programme zur EU-Wahl fühlen sich knapp 70 Prozent wenig bis gar nicht informiert. Als Informationsquellen werden primär Fernsehen (76 Prozent) und Tageszeitungen (57 Prozent) herangezogen, gefolgt von Radio und Internet mit 38 bzw. 36 Prozent. Dem ORF sprachen die Befragten wiederum die umfassendste Informationsleistung zu.

Die Befragung soll Wrabetz zufolge nach der EU-Wahl wiederholt werden, um sich ein Bild von Veränderungen beim Informationsstand zu machen. Bis dahin rückt der öffentlich-rechtliche Sender Europa in verschiedensten Facetten in den Mittelpunkt, von Unterhaltungsformaten über Kunst und Kultur bis zu Information. Dies verstehe der Generaldirektor als Teil der öffentlich-rechtlichen Verantwortung, wobei es nicht "um eine unkritische EU-Belobigung" gehe, wie er klarstellte, sondern um sachliche und kritische Information. (APA, 6.5.2014)