Dass dem Fußball zurechenbare Gewalttaten populistische Reflexe auslösen, ist nichts Neues. Und es ist durchaus verständlich, dass der Fiorentina-Tifoso Matteo Renzi, nachdem er in Begleitung seiner Kinder die Ausschreitungen anlässlich des italienischen Cupfinales zwischen Napoli und Fiorentina im Römer Olympiastadion miterlebt hat, die Vereine für das Verhalten ihrer Anhänger finanziell mitverantwortlich machen will.

Allerdings ist fraglich, ob sich der Wunsch des neuen Premierministers, Italiens Fußball gewaltbereiten Gruppierungen zu entwinden, um ihn den Familien wiederzugeben, schon dadurch erreichen lässt, dass man die Vereine an den Sicherheitsaufwendungen beteiligt. Tatsächlich werden die jährlichen Kosten für Polizeieinsätze rund um den Profifußball in Italien auf 45 Millionen Euro beziffert.

Um diese Summe, die der Steuerzahler zu tragen hat, bekommt der SSC Napoli - letztendlich ein mittelständisches Unternehmen - einen sehr guten Stürmer. Die Vereine könnten die Kosten dennoch stemmen, und sei es, wie üblich, auf Pump. Das hieße aber auch, sie aus der Verantwortung zu entlassen. Wer Polizisten wie Fußballer bezahlt, braucht sich der Konfrontation mit dem eigenen Anhang nicht mehr zu stellen. Entzieht man gewaltbereiten Gruppen die fußballerische Ausrede, bleibt die pure Kriminalität, die wirklich ein Fall für die Polizei ist. Sie zu entkleiden ist Aufgabe der Vereine - auch in Österreich. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 7.5.2014)