Franz Kapfer: "Für Gott, Kaiser und Vaterland" (2009)

Foto: Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck / www.bildrecht.at

Gustav Klimt: "Tod und Leben" (1910/11, umgearbeitet 1915/16)

Foto: Leopold Museum / www.bildrecht.at

Egon Schiele:"Kranker Russe" (1915)

Foto: Leopold Museum / www.bildrecht.at

Wien - Es bleibt zwar nicht so, aber bis nach der Eröffnung der Ausstellung ist Franz Kapfers Installation Für Gott, Kaiser und Vaterland zur Seite geschoben.

Kapfer, der stets an den österreichischen Oberflächen, an den Helden- und Geschichtsbildern kratzt, klopft für diese Arbeit die Fassadenhaftigkeit von Kriegsdenkmälern ab. Er baut diese Erinnerungsplattitüden (im Foyer des Museums ist es das Innsbrucker Andreas-Hofer-Denkmal) als Heimwerkerversion mit billigen Materialien aus dem Baumarkt nach, bricht sie so auf eine plakative, schwarz-weiße Eindimensionalität herunter.

In der Rückenansicht entlarvt sich die Kulisse dann gänzlich als leichtgewichtige, mit Sandsäcken beschwerte Konstruktion. Eine treffsichere Arbeit, die aber durchschritten werden will. Dass sie nun kurzzeitig tatsächlich eine aus dem Weg geräumte Staffage ist, ist Ironie der Geschichte.

Den Eindruck von Staffage kann man leider auch in der Ausstellung selbst nicht abschütteln: Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918 rückt das künstlerische Schaffen in den Jahren 1914 bis 1918 ins Zentrum. "Trotzdem" verweist dabei auf den üppigen Mittelteil, der illustriert, dass nicht nur Arbeiten zu Tod und Verderben, Trauer, Elend und Gefangenschaft geschaffen wurden, sondern auch weiterhin - Schau einer an! - Stillleben, Landschaften, Porträts und Liebespaare. Zu dem am Reißbrett gezimmerten Konzept gehört auch, Gegenwartskunst aus den ehemaligen "Feindesländern" zu integrieren.

Die "Antikriegsausstellung", von der Elisabeth Leopold spricht, "ein aufschreiender Appell gegen Krieg und Mord", nehmen wir dem kuratorischen Team des Leopold-Museums daher nicht ab. Aber auch als Impression einer Zeitspanne will die Präsentation nicht so recht funktionieren, denn sie schert sich um kein Zeitlimit. Schließlich gilt es doch, ein - wahrlich schönes - Schiele-Bild aus dem Jahr 1912 (Herbstbaum in bewegter Luft) oder einen Boeckl-Frauenakt von 1919 herzuzeigen. Die Sammlung kann, was diese Periode angeht, schließlich aus dem Vollen schöpfen. Und sie tut das daher leider auch.

Zartbesaitete Künstler

Die Schau franst also zulasten eindringlicher Erfahrungen wieder einmal aus und führt Anton Kolig, Albin Egger-Lienz und Egon Schiele in Briefdokumenten zudem als eher Zartbesaitete vor, die bereits durch Schlaflager und Grundausbildung an den Rand des Nervenzusammenbruchs gerieten. Dabei startet es vielversprechend mit Arbeiten von Egger-Lienz (darunter die anklagenden Toten) und sehr schönen Zitaten - etwa von Stefan Zweig: "Die Welt ist in die Hände der Menschen gefallen." (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 9.5.2014)