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Die eingeschleppte Krebspest bedroht heimische Flusskrebsarten, etwa den Europäische Flusskrebs (Astacus astacus).

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Die aus Nordamerika stammende Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia) wurde in zahlreichen europäischen Parks und Gärten gepflanzt - und breitet sich mittlerweile auch wild aus.

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Wien - Bisher haben sich nach Schätzungen von Experten in Österreich etwa 2.000 Tier- und Pflanzenarten eingenistet, die ursprünglich hier nicht heimisch waren. Eine internationale Forschergruppe hat nun in der Fachzeitschrift "PLOS Biology" eine Methode zur Erstellung einer "Schwarzen Liste" vorgelegt, in der das von den jeweiligen Arten ausgehende Gefahrenpotenzial dargestellt werden soll.

Wird eine Spezies in ein neues Gebiet eingeschleppt und schafft es, in der neuen Umgebung zu überleben, hat das Auswirkungen auf das über lange Zeiträume hinweg etablierte Ökosystem. Eingeschleppte Arten - sogenannte Neobiota - können das fein abgestimmte regionale Ökosystem in relativ kurzen Zeiträumen stark destabilisieren. Die Folge kann eine Zerstörung von Lebensräumen heimischer Tiere und Pflanzen sein und langfristig zu einem Rückgang der biologischen Artenvielfalt führen.

Zahlreiche Risikofaktoren

"Wir haben versucht, ein in sich konsistentes und eigentlich für alle Arten anwendbares System zu erarbeiteten, um die negativen Auswirkungen, die Neobiota haben können, zu bewerten", erklärt Franz Essl, Biodiversitätsforscher der Universität Wien und des Umweltbundesamts. Das Schema entspreche in seiner Struktur und Logik der weithin anerkannten Roten Liste der internationalen Naturschutzorganisation (IUCN) zur Kategorisierung vom Aussterben bedrohter Arten. "Wir haben die selben Grundprinzipien auf eine andere Fragestellung angewandt", so Essl. Die invasiven Tier- und Pflanzenarten sollen nun identifiziert und in eine "Schwarzen Liste" eingeordnet werden.

Ein wichtiger Faktor für die Risiko-Beurteilung ist etwa, inwieweit eine Art in Konkurrenz zu heimischen Spezies steht. Ein anderer Aspekt ist, wie hoch die Gefahr einer Vermischung der invasiven mit verwandten, bereits etablierten Arten ist. Ebenso stellt sich die Frage, wie hoch die Gefahr ist, dass sich eingeschleppten Arten als schädliche Parasiten bei heimischen Pflanzen oder Tiere einnisten. In wenigen Fällen können Bioinvasoren Lebensräume sogar grundlegend umgestalten, etwa wenn Bäume plötzlich in Gebieten wachsen, wo es vorher keine gab, wie Essl berichtet.

Frühwarnsystem

Beispielhaft für eine invasive Baumart und ihre Auswirkungen in Österreich stehe die ursprünglich aus Nordamerika kommende Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia). In Ostösterreich ist dieser Baum bereits sehr häufig. Wächst diese Art einmal an einem Ort, könne man sie aufgrund ihrer sehr guten Ausbreitungsfähigkeit fast nicht mehr entfernen. Zudem kann der mit stickstofffixierenden Bakterien in Symbiose lebende Baum Nährstoffe im Bereich seiner Wurzeln besonders effizient anreichern - auf Kosten anderer Pflanzen in der Umgebung.

Ein Beispiel aus dem Tierreich ist die mit amerikanischen Flusskrebsarten eingeschleppte Krebspest. Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Verwandten haben die heimischen Flusskrebse keine Abwehrmechanismen gegen die tödlich verlaufende Pilzkrankheit entwickelt. Ist eine Population befallen, stirbt sie binnen kürzester Zeit aus. "Das führt dazu, dass heimische Populationen fast nur mehr in sehr abgelegenen Bachregionen oder isolierten kleinen Teichen bestehen", so Essl.

Das Klassifikationssystem eröffne die Möglichkeit, im Sinne eines Frühwarnsystems auch vorausschauend das Risiko von Arten zu bestimmen, die in einer Region noch nicht vorkommen. So könnte man besser planen, wie einer Ausbreitung beizukommen sei, denn gerade kurz nach dem ersten Auftreten sind die Chancen am höchsten, solche Arten einzudämmen. Essl zeigt sich optimistisch, dass die Methode auch von nationalen und internationalen Behörden aufgegriffen wird. (APA/red, derStandard.at, 12.5.2014)