Betrunken drückt sich die "Sendetaste" besonders leicht. Vielen Jugendlichen ist oft nicht bewusst, dass Peinlichkeiten im Netz meist für mehr Leute sichtbar sind, als einem lieb sein kann.

Foto: Hahn

Wien - "addjhkidhjkfbg = I'm drunk." Selbst Smartphones sind dank ihrer Autocorrect-Funktion bereits auf "drunk texting" vorbereitet, also das Verschicken von Kurznachrichten im angetrunkenen Zustand.

Meist sind dabei mehr als kleine Peinlichkeiten zu erwarten. Denn seit die meisten Jugendlichen über ihre Smartphones den Zugriff auf soziale Netzwerke quasi ständig bei sich tragen, können betrunken verschickte Meldungen längst weitaus mehr Leute erreichen, als einem lieb sein kann.

Authentische Beispiele von "drunk texting" lassen sich übrigens zuhauf auf Webseiten wie "smsvongesternnacht.de" nachlesen:

10.45 - Alter, ich bin aufgewacht, guck in den Spiegel und habe ne Narbe auf dem Bauch ... hat mir gestern jemand eine Niere geklaut?

10.50 - Keine Ahnung, das musst du den Dornenbusch fragen, in den du reingesprungen bist ...

Bei betrunkenen Teenagern steigt meist der Mitteilungsdrang, oft wird die ganze Kontaktliste auf dem Handy angeschrieben - ganz egal, welche Konsequenzen am nächsten Tag folgen. Rechtschreibung und Grammatik spielen ohnehin keine Rolle mehr. Natürlich kann man sich beim Adressaten auch vertippen, was oft böse enden kann:

2.54 - Diene Augwn funkeln wie die Sterne icj liew dich übger alle Berge

2.55 - Das ist lieb, mein Sohn, soll ich dich wo abholen? LG Mama

Am Morgen danach folgt mittlerweile nicht nur der pochende Schädel, sondern immer öfter auch der panische Griff nach dem Handy - auf der Suche nach Peinlichkeiten vom Vorabend.

Peinliche Ausrutscher

Laut dem Institut für Jugendkulturforschung benutzen bereits 85 Prozent aller Jugendlichen ab 14 Jahren Facebook und 69 Prozent WhatsApp. Durch solche "Instant Messenger"-Dienste können peinliche Ausrutscher binnen Sekunden hunderte Empfänger erreichen.

Noch folgenreicher als Kurznachrichten sind Facebook-Postings, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wie für alle Einträge im Internet gilt: Wirklich gelöscht ist es nie. So kann auch der zukünftige Chef sich über Party-Eskapaden genauestens informieren.

Längst gibt es eigene Apps, die "drunk texting" verhindern sollen. So kann man etwa mit "Drunk Dial No!" das Verschicken von Nachrichten an bestimmte Kontakte im Vorhinein sperren lassen. Die App "Drunk Blocking" wiederum blockiert die Anrufmöglichkeit an bestimmte Kontakte, etwa an Arbeitskollegen oder Verflossene.

Nicht an die Eltern denken

Einer 16-jährigen Schülerin, die sich uns anvertraut hat, wäre wohl einiges erspart geblieben: "Als ich das Foto von mir mit zwei Flaschen Wodka auf Facebook gestellt habe, hab ich gar nicht mitbedacht, dass es meine Eltern auch sehen können." Als diese davon erfuhren, nahmen sie ihrer Tochter kurzerhand für zwei Monate das Smartphone weg.

Ein Gutes hatte das Handyverbot jedoch, meint die betroffene Schülerin: "So konnte ich zumindest keine betrunkenen Nachrichten mehr versenden." (Tabea Hahn (16), Judith Horvath (16), Bettina Niedermayr (19), SchülerSTANDARD, 12.5.2014)