Bild nicht mehr verfügbar.

Fantastischer Realist: H. R. Giger.

Foto: EPA, Rober Jaeger

Zürich - Seine Kreaturen und dunklen Fantasien haben Neugier und Alpträume eines weltweiten Publikums befeuert. Am nachhaltigsten wohl in Form jener Schreckgestalt, die an Bord des Raumschiffs Nostromo in Ridley Scotts Alien nach und nach die Mannschaft dezimiert und - in der gemeinen Schrumpfform - Haupt und Beißerchen unter anderem aus dem Torso eines menschlichen Wirtskörpers erhebt.

1979 kam diese nachtschwarze, glänzende Zukunftsvision in die Kinos. 1980 erhielt Alien dann einen Oscar für die besten Visual Effects, den H. R. Giger mit vier Kollegen teilte. Als "fantastischer Realist" und Schöpfer von "Biomechanoiden" war der stets schwarz gekleidete Schweizer zu diesem Zeitpunkt bereits bestens etabliert: 1940 als Hans-Ruedi Giger in Chur geboren, hatte sich der Apothekersohn 1962 in Zürich niedergelassen, dort Architektur und Industriedesign studiert und die Bekanntschaft von Künstlern wie Claude Sandoz gemacht, den Filmregisseur Fredi M. Murer oder den Schriftsteller Urban Gwerder kennengelernt.

Seinen Hang zum Abseitigen und Untergründigen setzte der unermüdliche Nachtarbeiter zunächst in surrealistischen Gemälden und Skulpturen um. Jazzfan Giger entwarf aber auch Plattencover - nur die von ihm ersehnte Kollaboration mit Miles Davis kam nie zustande - sowie Möbel, Lampen und andere Gebrauchsgegenstände. Auf den Erfolg seiner monströsen Designs für Alien folgten weitere Filmengagements: Poltergeist 2 oder Species. 2012 kam mit Prometheus noch einmal ein Ridley-Scott-Film in die Kinos, an dem er mitgewirkt hatte.

Ende der 1990er-Jahre erwarb Giger eine Liegenschaft in Gruyères in der Westschweiz und richtete dort das Museum HR Giger ein, das 1998 eröffnete und große Teile seines Werks permanent zugänglich macht, betreut von Giger und seiner zweiten Ehefrau Carmen. Das Kunsthaus Wien präsentierte seine Arbeiten mehrfach, im Vorjahr waren Exponate in Linz zu sehen, wo die Ars Electronica den Alien-Schöpfer mit einer Ausstellung im Lentos präsentierte. Am Montag ist H. R. Giger im Alter von 74 Jahren in einem Zürcher Spital an den Folgen eines Sturzes gestorben. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 14.5.2014)