Es gibt jetzt kein Zurück mehr. Es steht fest, dass die schwarz-grüne Agrarnovelle beschlossen wird. Es steht fest, dass die Tiroler Landesregierung dem internen Druck standhielt. Es steht fest, dass es sich um einen Kompromiss handelt, dass dennoch keine "Agrarlösung" - wie Günther Platter und Ingrid Felipe sagen - gefunden wurde. Das wissen die beiden auch selbst.

Die Tiroler Agrarfrage ist eine hochkomplexe wie explosive Angelegenheit. Es geht um die Frage, wem mehr als 2000 Quadratkilometer Land gehören, und damit um ein Milliardenvermögen und Macht - vor allem die des Bauernbundes im schwarzen Tirol, der kontinuierlich an Einfluss verliert. Die ÖVP kämpft mit verärgerten Agrariern und dem Gemeindebund, die Grünen könnten sich bald einer Urabstimmung ihrer Basis stellen müssen. Es war unmöglich, es allen recht zu machen.

Nun bleibt abzuwarten, ob die Novellierung verfassungsrechtlich standhält. Kommt es zu Auseinandersetzungsverfahren, ist zu befürchten, dass die Gemeinden weiterhin als Benachteiligte aussteigen. Viele Agrarier sind heute längst keine Bauern mehr, sie sind Hoteliers und Geschäftsleute, die aus den Agrargemeinschaften nie ausgeschlossen wurden. Sie wurden durch das historische Unrecht vom Bauer zum Millionär und wollen das heute nicht mehr aufgeben. Es ist davon auszugehen, dass diese Leute dem Land Tirol und seinen Gemeinden weiterhin zusetzen werden. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 14.5.2014)