Krisen hat Gabriele Heinisch-Hosek seit Beginn ihrer kurzen Amtszeit als Unterrichtsministerin schon einige durchlebt. Ihr Krisenmanagement war wenig konsequent und nachvollziehbar. Tauchte ein Leck bei Prüfungsdaten von Schülern auf, ließ sie gleich die österreichweiten Pisa-Tests stoppen. Musste Heinisch-Hosek beim Budget kürzen, wollte sie zuerst die Anzahl der Schüler pro Klasse erhöhen, um das nach massiver Kritik wieder zurückzunehmen – stattdessen will die ehemalige Frauenministerin beim Ausbau der Ganztagsschulen sparen. Gibt es nach ihrer eigenen Aussage "gravierende Fehler" bei der Zentralmatura, müssen die beiden Bifie-Direktoren gehen. Ihre eigene Arbeit stellt sie dabei kaum infrage.

Das Unterrichtsministerium steht auf der Prioritätenliste der SPÖ offenbar nicht sehr weit oben. Im reformresistenten Österreich gibt es in diesem Amt nicht viel zu gewinnen, das musste schon Heinisch-Hoseks Vorgängerin Claudia Schmied erkennen. Bei jeder Krise stand die Unterrichtsministerin alleine da und musste sich vor Regierungspartner, Opposition und Medien rechtfertigen. Und Bundeskanzler Faymann macht das, was er am liebsten macht – er schweigt.

Führungsqualität sieht anders aus, sowohl von Heinisch-Hosek als auch von Werner Faymann. Es ist ein Problem, das weiter oben beginnt. Das Unterrichtsministerium sollte ein Ressort sein, das Visionen vorgibt, sich mit der Zukunft beschäftigt. Davon ist Heinisch-Hosek weit entfernt. Derzeit geht es nur um Akutmaßnahmen. Die Ministerin verweist auf die Verantwortung, die die Bifie-Direktoren Martin Netzer und Christian Wiesner durch ihren Rückzug wahrgenommen hätten. Sie selbst bevorzugt von sich das Bild der Krisenmanagerin im Hintergrund. Dabei wäre es an der Zeit, aktiv im Vordergrund zu stehen und offensiv zu agieren. Die Ankündigung einer Reform des Bifie ist richtig, doch entscheidend ist eine Entpolitisierung der Bildungsforschung. Und diese Verantwortung liegt bei Heinisch-Hosek selbst. (Marie-Theres Egyed, derStandard.at, 15.5.2014)