Gestern wurde an dieser Stelle die Aufforderung von Ministerin Gehrer, die jungen Leute mögen doch Kinder kriegen, statt "von Party zu Party rauschen", als die größte sozialpolitische Innovation bezeichnet, seit die Gattin des Kanzlers Dollfuß ein Suppenrezept aus Wursthaut empfahl. Ein Leser protestiert: Dieser Preis gebühre der seinerzeitigen Kanzlergattin Christine Vranitzky, die als Therapie für jugendliche Süchtige das Golfspiel vorschlug. Wie auch immer: Frau Minister Gehrer hat nachgelegt und meint, man solle eben Kinder haben statt eines Zweitwohnsitzes in Lech oder auf Ibiza. Der Verfasser dieser Kolumne kennt genau je einen Zweitwohnungsbesitzer in Lech und auf Ibiza, diese haben zwei bzw. drei Kinder. Irgendwo müssen sich also in Lech und Ibiza noch Scharen von österreichischen "Dinks" (double income, no kids) herumtreiben, die mit ihrem Egoismus das österreichische Pensionssystem ruinieren. Damit wir aber auch etwas seriös bleiben: Spanien und Italien, katholische Länder mit einer niedrigen Frauenerwerbsquote, haben niedrige Geburtenraten. Frankreich, auch katholisch, mit einer hohen Frauenerwerbsquote (Ganztagsschule) hat einen Babyboom. Mit "Party" hat das alles nichts zu tun. (rau/DER STANDARD, Printausgabe 27.08.2003)