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Berlin - Der deutsche Dramatiker und Schriftsteller Peter Hacks ist nach Informationen der "Berliner Zeitung" gestorben. Wie die Zeitung in ihrer Freitagausgabe unter Berufung auf Angehörige berichtet, starb Hacks am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren in seinem Haus in der Nähe von Berlin. Hacks wurde 1928 in Breslau geboren. 1955 kehrte er der Bundesrepublik den Rücken, deren politisches System er ablehnte, und ließ sich als freier Schriftsteller in Ostberlin nieder.

Hacks verfasste zahlreiche Dramen, Essays, Gedichte und Kinderbücher und zählte in den 60er und 70er Jahren zu den meistgespielten zeitgenössischen Autoren auf deutschen Bühnen. Sein Werk "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe" wurde zu einem internationalen Erfolg. Hacks wurde vielfach ausgezeichnet; für sein Gesamtwerk kinderliterarischen Schaffens erhielt er 1998 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Werdegang

Hacks wurde am 21. März 1928 in Breslau geboren und studierte in München Soziologie, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft. Mitte der 50er Jahre übersiedelte er aus der Bundesrepublik Deutschland nach Ost-Berlin. Als Wahl zwischen "saurem Apfel" (DDR) und "faulem Apfel" (Bundesrepublik), hat er diesen Entschluss einmal genannt.

Noch im Westen hatte Jungtalent Hacks den ersten Preis im Wettbewerb der Stadt München für junge Autoren für sein Kolumbus-Schauspiel "Eröffnung des indischen Zeitalters" (1954) erhalten. Der Durchbruch im Osten gelang mit der Komödie "Die Schlacht bei Lobositz" (1956). In der Bundesrepublik kam das pazifistische Stück, in dem die Abschaffung des Krieges durch Fahnenflucht propagiert wird, unter anderem in Regie von Claus Peymann erst zehn Jahre später auf die Bühne.

Repression

"Der Frieden", "Die schöne Helena", "Adam und Eva" und "Amphitryon" waren Bühnenereignisse. Ungnädig reagierte das SED-Regime auf Hacks direkte Einmischung in die sozialistische Gegenwart. "Die Sorgen und die Macht" sorgte für einen politischen Skandal. Wegen angeblicher "Verunglimpfung der führenden Rolle der Arbeiterklasse" wurde die Berliner Aufführung am Deutschen Theater (1962) verboten, Dramaturg und Hausautor Hacks mit Rausschmiss abgestraft.

"Moritz Tassow" (1965), eine in Mecklenburg angesiedelte Parabel über Utopie und Pragmatismus im Kommunismus, wurde als "rüpelhafte Obszönität" attackiert und abgesetzt. Nach zwei gescheiterten Versuchen mit so genannten "Produktionsstücken" aus Alltag und Arbeitswelt siedelte Hacks seine dialektisch-witzigen Weltbetrachtungen nur noch in klassischer oder sogar biblischer Ferne an. Doch die Zeiten, wo Hacks in Ost und West viel gespielt wurde, waren mit der Wende dahin.

Lebenswerk

Hacks gab sich dazu zuletzt gelassen. "Es ist schwer möglich, so viel geschrieben zu haben, ohne dass immer jemand aus Versehen etwas spielt", sagte er im März. Mit Wortmeldungen des streitbaren Autors, der sich einmal für den Sozialismus entschieden hatte und keine Veranlassung sah, seine Haltung zu korrigieren, war trotzdem bis zuletzt zu rechnen. Zum 75. Geburtstag erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch: Im "Eulenspiegel"-Verlag erschien sein Lebenswerk in 15 Bänden. (APA)