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Schlussaplaus im Linzer Design-Center: 1. Landtagspraesidentin Angela Ortner (M.), Deutschlands Ex-Kanzler Helmut Kohl (2.v.r.)und ÖVP-Bundesparteiobmann Wolfgang Schuessel und die „Nummer 1“, Spitzenkandidat LH. Josef "Daddy Cool" Pühringer (l.)

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Linz - Der Wahlkampfauftakt der ÖVP für die am 28. September anberaumten oberösterreichischen Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am Samstag im Linzer Design Center zeigte, dass die geplante weitere Voestalpine-Privatisierung ein Hauptthema bleiben wird. Sowohl ÖVP-Spitzenkandidat Landeshauptmann Josef Pühringer als auch Parteiobmann Bundeskanzler Wolfgang Schüssel versicherten, dass das Unternehmen davon keinen Schaden erleiden, sondern profitieren werde.

Die ÖVP hatte für die Wahlkampfauftaktveranstaltung mit nach eigenen Angaben rund 4.000 Besuchern ein Großaufgebot an bekannten Gästen, Aktion und Technik vorbereitet. Schon vor dem Gebäude ein Park an Fahrzeugen der "Pühringer-Tour", überall ÖVP-Mitarbeiter mit Leiberln in dezentem Grau mit der Aufschrift "1 Powerteam Pühringer", dazu wurden bei jedem Applaus Transparente mit dem Slogan "Es geht um unser Land" in die Höhe gehalten und mit aufgeblasenen Luftschlangen - Fachbezeichnung "Powersticks" - getrommelt. Die Schauspielerin Nicole Beutler - seit den Dreharbeiten zu "Schlosshotel Orth" mit einem Wohnsitz in Gmunden - moderierte.

"I'm so excited"

Musikalisch zogen die Organisatoren alle Register: Es gab Auftritte der Girlband "So What" - Titel: I'm so excited" - und von Tamee Harison mit flotter Popmusik, ein Video der "Seer" mit einem eigens komponierten "Oberösterreichlied", die Europahymne und zuletzt die Landeshymne "Hoamatland". Für die Vorstellung der ÖVP-Jugendkampagne, die mit dem Titel "Daddy Cool" wie der gesamte ÖVP-Wahlkampf stark auf Spitzenkandidat Pühringer zugeschnitten ist, stürmten unzählige Jugendliche in orangen Leiberln wie eine Invasion zu Fuß und auf Scootern in den Saal. Ein Großaufgebot an Kameras und Videobeamern machte jedes Geschehen auf der Bühne und im Publikum auf Großleinwänden für alle im Saal sichtbar.

Zahlreiche Ehrengäste waren zur Unterstützung von Pühringer und seinem Team aufmarschiert, allen voran Schüssel und der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl - "ein Freund von Josef Pühringer und der ÖVP", darüber hinaus auch Staatssekretär Helmut Kukacka, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und viele weitere ÖVP-Spitzenpolitiker.

Kohl lobt Pühringer

Kohl lobte die bisherige Entwicklung Österreichs und Oberösterreichs und bezeichnete Pühringer als: "Der richtige Mann am richtigen Platz". "Er hat Sachverstand. Manche meinen ja, sie kommen ohne Sachverstand aus, manche glauben, sie kommen überhaupt ohne Verstand aus, manche werden sogar ohne Verstand gewählt." Er würdigte die Rolle Österreichs in der EU und warb für die Erweiterung. Die bisherigen Mitglieder müssten den neuen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Alle hätten in den vergangenen 200 Jahren einmal gegeneinander Krieg geführt, das sei jetzt Geschichte, komme nicht mehr wieder, "weil wir offensichtlich dazu gelernt haben".

Schüssel bezeichnete Oberösterreich als Steigerungsstufe von Österreich, wo viele Dinge bereits verwirklicht seien, die im übrigen Bundesgebiet erst erreicht werden müssten, wie die Schuldenfreiheit des Budgets und die geringste Arbeitslosenquote.

Dann ging er auf die Diskussion um die von der Regierung geplante weitere voest-Privatisierung ein. Es mache keinen Sinn, dass der Staat Eigentümer eines Industriebetriebes sei. Wer sich Sorgen um die voest mache, solle - das sei eine Aufforderung - "Aktien kaufen an einem tollen Betrieb mit hohem Wert und guter Rendite in den nächsten Jahren, soll dem Management und den Mitarbeitern die Chance geben, sich zu bewähren und sie aus den politischen Fesseln befreien". "Es wäre doch gelacht, wenn ein solches Paradeunternehmen nicht eine klare österreichische Mehrheit bekäme", zeigte sich Schüssel überzeugt. Wenn der oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende LHStv. Erich Haider von der voest gehört habe, "die Russen kommen", habe er nicht gut zugehört: "Borussia kommt und spielt im UEFA-Cup gegen Admira", stellte Schüssel fest.

Pühringer ergänzte, die ÖVP werde die Sorgen und Ängste der Voestler ernst nehmen und für eine Zukunftslösung der Voestalpine "kämpfen". Es werde immer vergessen, dass in Zeiten, als der Staat noch Eigentümer war, 110 Milliarden Schilling an Steuergeldern in die voest geflossen und trotzdem 55.000 Arbeitsplätze drauf gegangen seien. Er appelliere an die politischen Mitbewerber im Lande: Die Verunsicherungskampagne muss aufhören". Das parteipolitische Hickhack um die voest bringe vielleicht die eine oder andere Wählerstimme, schade aber dem Unternehmen. Es sollte wieder das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden, nur dann könne Oberösterreich stark sein. Pühringer berichtete zudem vom "Zukunftsprogramm" der ÖVP, das unter anderem Vollbeschäftigung, mehr Mittel für Forschung und Entwicklung, Bildung, Verkehrsinfrastruktur, Förderung des ländlichen Raumes, Nutzen der Chancen der EU-Erweiterung, Familien- und Frauen-Förderung, ein Sozialnetz für die Älteren und Schwächeren in der Gesellschaft und den Erhalt Oberösterreichs als Kulturland vorsehe. (APA)