"Es wird immer schwieriger, die Leistungen der dietheater zu halten", so Hausherr Christian Pronay vergangene Woche bei der Eröffnungspressekonferenz. Gemeinsam mit Anna Thier präsentierte er dennoch insgesamt 19 Herbstproduktionen für Konzert- und Künstlerhaus. Eine der spannendsten könnte Utopie Familie?! (23. 10.) von Theater Kinetis im Konzerthaus werden. Nach der Koproduktion Black Jack (noch bis kommenden Donnerstag) zeigen Petra Nickel und Tanja Lalics dort Tape (10. 9.), ein Stück über zwei Frauen im "Gully der Gesellschaft". Miki Malör hat ihre Begehren-Performance "geschärft" (Wiederaufnahme am 16. 9., inklusive Lacan-Lesung). Die verlassenen Musen Michel Marc Bouchards schließen im Oktober an. Dann: Das Nibelungenlied, eine weitere "Helden"-Tat von Hubertus Zorell, gefolgt von der Erwin-Riess-Uraufführung Der Zorn der Eleonore Batthyány.

Zum bewährten Programm im Künstlerhaus zählen die Gastspiele aus Berlin (Theater des Lachens mit Undinehamlet) und Graz (Blick zurück im Zorn des Theater im Bahnhof) sowie die Improvisationstheater (English Lovers, u. r. theater). Zum Semesterthema "Könige und Mörder" passt die toxic-dreams-Soap Die Milosevics. Dann: Soap & More der Bilderwerfer, Vögel des aktionstheater ensembles und zwei (Tanz-)Performances (Dans.Kias, Akemi Takeya). Zuvor noch: eine weitere Odysseus-Folge des Nomad-Theaters (21. 10.). (afze)
dietheater Künstler-, Kon-
zerthaus, (01) 587 05 04

Noch einmal blutig Rache üben

Die in die Figur der Kolcher Kindsmörderin Medea gepackten Emotionen hat das Schauspielhaus mit seiner Eröffnungsproduktion vor zwei Jahren inszenatorisch vorbildlich freigesetzt. Die Schauspielerin Melita Jurisic verkörperte diese Medea so heutig und elementar, dass - so die STANDARD-Kritik - "alles szenische Beiwerk stellenweise keine Steigerung mehr erzielen kann". Die am Königshof von Korinth verschmähte Ehefrau beschließt, ihren untreuen Gatten (dem sie einst noch tapfer zum Goldenen Vlies verholfen hatte) nicht mit dem eigenen Tod, sondern mit dem der gemeinsamen Kinder zu bestrafen. Die Inszenierung Barrie Koskys vom Oktober 2001 wird ab Sonntag wieder aufgenommen. (afze)
Schauspielhaus, 9.,
Porzellangasse 19,
(01) 317 01 01. Wiederauf-
nahme am 7. 9.
20.00

Der Bundesadler auf dem Kohlenberg

Alles, was schön klingen sollte, wird im Roman Naturgemäß der Marianne Fritz zerhackt: Das zwanzigste Jahrhundert, zerfetzt unter den Klauen des Doppeladlers und im Wappen nach 1945 folgerichtig um einen Kopf amputiert, wird von ihr auf Tausenden Seiten umkreist, wobei jeder Erzähl-und Ideologiefluss stockt. Das Stadttheater Wien setzt sich seit April 2000 in seinem "Festungsprojekt" damit auseinander. Jetzt an einem geschichtlichen Schnittpunkt, auf den Aspanggründen: Dort sollte vom Hafen des Wiener Neustädter Kanals aus Steinkohle exportiert werden. Einige Jahrzehnte danach fuhren die Deportationszüge dort weg; und bald soll Sir Norman Foster die Gegend neoliberal stylen. Davor noch: vier Schauspieler in der riesigen Kohlenhalle (rire).
3., Aspangstraße 4, Tel.
0699/116 85 616.
5.-14. 9.