Wien - Die Wiener SPÖ übt in einer neuen Info-Kampagne Kritik am Sparkurs der Bundesregierung. "Wien will's wissen", so der Slogan der Plakate und Inserate, in denen auf überdimensionalen Notizzetteln Wirtschaftsminister Martin Bartenstein fehlende Lehrstellen und Innenminister Ernst Strasser ein Mangel an Polizisten vorgehalten wird.

"Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, wo überall durch die Politik der Bundesregierung Defizite entstehen", betonte Bürgermeister Häupl vor Journalisten in der Wiener SP-Zentrale in der Löwelstraße. Im Bereich der Jugendausbildung werde etwa "auf Teufel komm raus" gespart, und bei der Sicherheit werde Wien besonders benachteiligt. Die Defizite in der Konjunkturpolitik des Bundes würden in den Ländern direkt spürbar, so Häupl unter Verweis auf die Verdoppelung der Sozialhilfebezieher in Wien.

Lehrstellen gesucht

"Warum lassen Sie 1.000 Jugendliche ohne Lehrstelle auf der Straße stehen?", lautet in der Kampagne die Frage Häupls an Bartenstein. Der Wiener SP-Chef forderte den Wirtschafts- und Arbeitsminister erneut auf, eine überbetriebliche Lehrlingsausbildung, etwa in Lehrlingsstiftungen, zu ermöglichen. Er selbst werde sich an die Wiener Unternehmer wenden und sie ersuchen, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, so der Bürgermeister. Als "sehr vernünftig" bezeichnete Häupl das Vorarlberger Modell: Betriebe, die selbst keine Lehrlinge ausbilden, würden dort freiwillig für Lehrstellen in anderen Firmen bezahlen.

Wachzimmer bleiben offen

Dass es einen "Häupl-Strasser-Plan" zur Schließung von 20 Wachzimmern in Wien gebe, wie vom Wiener FPÖ-Gemeinderat Heinz-Christian Strache behauptet, wies Häupl als unwahr zurück. Er sei nicht nur vehement gegen die Schließung von Wachzimmer, sondern auch dafür, dass sie "mit Polizisten gefüllt werden". Den Freiheitlichen warf Häupl ihr "Ministranten-Dasein" in der Bundesregierung vor. Sie seien dadurch für die Kürzungen bei der Sicherheit in Wien mitverantwortlich.

Der Wiener VP-Chef Alfred Finz wies die Kritik als ungerechtfertigt zurück - Arbeitsminister Bartenstein hätte bereits Mitte August Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein dem dem AMS den Auftrag erteilt, ein Lehrlingsauffangnetz für 2003/2004 mit 5.500 Lehrlingsplätzen vorzusehen. Finz hielt dem Wiener Bürgermeister die schlechten Arbeitsmarktdaten der Bundeshauptstadt vor: Den Anstieg der Arbeitslosen im August 2003 liege in Wien mit 9,4 Prozent wieder deutlich über dem Bund mit 2,7 Prozent. In absoluten Zahlen entfielen knapp 80 Prozent der zusätzlichen Arbeitslosen auf die Bundeshauptstadt, kritisierte der Wiener ÖVP-Obmann. (APA)