Dass der Blues längst noch kein historisch abgearbeitetes Genre ist, beweisen seit einigen Jahren nicht nur Veröffentlichungen des US-amerikanischen Labels Fat Possum und CDs von bösen alten schwarzen Männern wie R.L. Burnside, Junior Kimbrough oder T-Model Ford. Auch jüngere weiße Milchgesichter wie die Jon Spencer Blues Explosion oder die Black Keys holzen recht energisch im Bereich der alten Zwölftakter herum. Mit dem aus Alabama kommenden Gitarre-Schlagzeug-Duo Immortal Lee County Killers wird dem Blues nun eine weitere Nuance abgewonnen. Stichwort: Punk und exzessive Live-Shows, brutal verzerrte Gitarre, amoklaufendes Schlagzeug und ein Gesang, der besonderen Wert auf hervorquellende Augen und platzende Adern legt. Auf mittlerweile drei Alben schaffen es die Killers zwar nicht, über Studioaufnahmen wie "Let's Get Killed" eine besondere Dynamik ins Spiel zu bringen. Über ihre Auftritte erzählt man sich allerdings wahre Wunderdinge. Wer immer schon ein Faible dafür hatte, während dem Spielen eines Boogie-Riffs von John Lee Hooker zur Erfrischung kurz einmal mit den Fingern der Schlaghand in eine ungesicherte Steckdose zu fahren: Leute, hier ist eure Band. (schach)
Live am Mo., 8. 9., Flex,
1010 Wien, Schottenring,
Donaukanal, Höhe Augar-
tenbrücke, 21.00

Streichfähige Endlos-Soli

In aktuellen Interviews klingt der Mann kampflustiger als auf seinen jüngsten Platten. Immerhin gibt Carlos Santana nicht nur an, den aktuellen US-Patriotismus zu meiden "wie einen Haufen Hundedreck". Auch bezüglich der Kandidatur von Arnold Schwarzenegger als Kaiser von Kalifornien würde der Woodstock-Veteran lieber den Schimpansen von Michael Jackson wählen als einen Mann, der sich politisch von seinem Special-Effects-Stab beraten lässt.

Carlos Santana schaffte vor einigen Jahren mit dem Album "Supernatural" und der weltweiten Hitsingle "Smooth" trotz beständigen Tourens abseits der öffentlichen Wahrnehmung eines der bemerkenswertesten Comebacks der Popgeschichte. Wo früher etwa in Wien jahrelang Auftritte vor einer kleinen, aber umso treueren Fangemeinde an Konzertorten an der Peripherie auf dem Spielplan standen, hat sich der Gitarrist mit dem streichfähigen Latino-Schmelz- und Wimmer-Sound längst wieder in die erste Liga gespielt.

Vorigen Sommer füllte er das Openair-Gelände vor Schönbrunn, heuer wartet die Stadthalle. Abgesehen von seinen Chartserfolgen "Smooth" (mit Teenie-Idol Rob Thomas) und "The Game Of Love" (mit der blutjungen Songwriterin Michelle Branch) auf dem aktuellen Erfolgstitel "Shaman" hat sich beim spirituell-verklärten Altmeister musikalisch nur wenig geändert.

Der Kuba-Boom der letzten Jahre dürfte ihm allerdings entgegengekommen sein bei seinem singenden und klingenden Club Med mit Endlos-Soli. (schach)
Live am Mi, 10. 9., Stadt-
halle, 1150 Wien, Vogel-
weidplatz 4, 19.30